Kauz: Expansion dank generativer KI und frischem Geld - Zwei Millionen Euro für KI-Chatbots

Was wurde eigentlich aus den Start-ups, die bei den Messekongressen der letzten Jahre gepitcht haben? Am 27. und 28. November 2023 findet in Leipzig der 15. Messekongress IT für Versicherungen statt. Auch das New Players Network ist zum fünften Mal mit Pitches aus seinem Netzwerk dabei. Anlässlich des Doppeljubiläums blicken wir vom NPN zurück und sprechen mit einigen der Gründer:innen, die bei uns gepitcht haben. Heute dreht sich alles um die 2016 gegründete Kauz GmbH und ihren Gründer und CEO Dr. Thomas Rüdel, die mit ihren Chatbots grade zwei Millionen Euro einsammeln und auf der KI-Erfolgswelle reiten. Eine Success-Story, die zeigt: KI boomt.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
New Players Network
Themen:
KI/AI New Players
Kauz: Expansion dank generativer KI und frischem Geld - Zwei Millionen Euro für KI-Chatbots

NPN: Du hast 2021 auf dem MKIT für Kauz gepitcht. Wie hat sich dein Unternehmen seit dem Start-up-Pitch entwickelt? Wenn du heute an den Termin zurückdenkst, was geht dir durch den Kopf?

Thomas: Eigentlich vor allem, wie langsam sich der Markt doch entwickelt hat, trotz oder wegen des ursprünglichen Hypes mit überzogenen Versprechen und Kundenerwartungen. Wir hatten in unseren ersten Demos schon komplette KI-Assistenten realisiert, mit Abwicklung von Käufen und Bearbeitungen von Geschäftsvorfällen wie Adress- und Vertragsänderungen. Die Kunden wollten dann aber lange Zeit im Grunde nur einfache FAQ-Bots.

NPN: Welche sind aus deiner Sicht die wesentlichen Eckpunkte in der Entwicklung deines Unternehmens?

Thomas: Die wichtigsten Eckpunkte sind stark mit Kunden verbunden: die Deutsche Familienversicherung als erste Versicherung, die Sparkassen und Genossenschaftsbanken in den Jahren 2018/2019, was zu einem enormen Wachstum geführt hat. Dm und die R+V mit unserem „Chat-und-Search-Ansatz“, mit dem wir Chatbots auch für interne Zwecke wie Helpdesk und Serviceportal einsetzen konnten. Und aktuell natürlich der ganz große Umbruch in diesem Jahr durch die Integration generativer KI in unsere Anwendungsplattform für hybride Chatbots.

NPN: Kannst du uns sagen, wo ihr heute steht?

Thomas: Wir haben heute knapp 200 Chatbots live. Aktuell wächst die Pipeline rapide, weil das Interesse an hybriden Chatbots, sowohl für Websites als auch im internen Einsatz, riesengroß ist. Unsere ukrainischen Entwicklungspartner mitgerechnet, nähern wir uns der Zahl von 40 Mitarbeitenden.

NPN: Was war eure größte Herausforderung bisher und wie habt ihr diese gemeistert?

Thomas: Eigentlich war es eine permanente Herausforderung, mit knappen Ressourcen in einem sich rapide entwickelnden Umfeld vorne dabei zu bleiben. Ganz besonders galt dies vielleicht jedoch in diesem Jahr, mit der Umstellung auf hybride Chatbots, erweiterte KI-Assistenten und der Integration generativer KI in unsere Plattform. Am Ende des Jahres kann ich jedoch zuversichtlich sagen: Wir haben es geschafft!

NPN: KI ist dank ChatGPT und Milliardeninvestitionen der großen Tech-Konzerne in aller Munde. Welche Bedeutung hatte da die Aufnahme in das Beta-Programm von OpenAI für euch aus heutiger Sicht?

Thomas: Dank des Beta-Programms konnten wir uns frühzeitig mit der Technologie auseinandersetzen und praktische Erfahrungen sammeln. GPT-3 war aus unserer Sicht zwar faszinierend, aber noch nicht wirklich nützlich für den Einsatz in Unternehmen. Wir haben damit einen lustigen Horoskop-Bot für unsere Website gemacht. Der wirkliche Gamechanger war dann ganz klar ChatGPT. Dank der Vorarbeiten waren wir in der Lage, sehr schnell zu reagieren und als erstes deutsches Unternehmen einen hybriden Chatbot mit ChatGPT-Integration auf den Markt zu bringen.

NPN: Aktuell läuft eine neue Finanzierungsrunde bei Companisto, einem auf Finanzierung von Start-ups und Wachstumsunternehmen spezialisierten Crowdfunding-Unternehmen. Die angestrebten zwei Millionen Euro sind fast erreicht. Was sind eure Zukunftspläne?

Thomas: Das Wandeldarlehen haben wir im Wesentlichen dafür eingesetzt, unsere Plattform einmal komplett umzubauen und auf hybride Technologie – generative KI kombiniert mit unserer eigenen NLU1 auszurichten. Die frischen Mittel aus der aktuellen Runde hingegen fließen zum einen in den Ausbau des Vertriebs, zum anderen aber auch in die technologischen Grundlagen für die Geschäftserweiterung. Zum Beispiel bauen wir gerade eine Hochsicherheitsarchitektur rund um Open Source LLMs2, um Kunden mehr Flexibilität und Sicherheit zu bieten, besonders auch in sehr sensiblen Bereichen wie Kundendaten und Geschäftsgeheimnisse.

NPN: Welche Chancen und Risiken siehst du für deine Branche in den kommenden Monaten und Jahren?

Thomas: Die Chancen sind nahezu unlimitiert, da KI alle Lebensbereiche verändern wird. Ich persönlich glaube, ganz überwiegend im positiven Sinne. Die größte Gefahr ist allerdings, dass am Ende die heutigen Big-Tech-Firmen die Branche komplett übernehmen. Ob dies geschieht, wird einerseits von dem Mut europäischer Kapitalgeber und Unternehmen abhängen, andererseits auch von der Regulatorik. Wenn KI zu früh und zu strikt reguliert wird, steigen die Kosten noch weiter und nur noch die bereits etablierten amerikanischen und einige chinesische Firmen werden sich die Investitionen sowie die notwendigen Lobbyisten und Rechtsanwälte leisten können.

NPN: Was bedeutet Kauz für dich persönlich, in maximal drei Sätzen?

Thomas: Kauz ermöglicht mir, an der Erforschung künstlicher Intelligenz – einem der aufregendsten Abenteuer unserer Zeit – an vorderster Front mitzuarbeiten. Und es bringt mich mit großartigen Menschen zusammen, Mitarbeitern, Kunden, Investoren etc.

 

1: NLU bedeutet Natural Language Understanding, wobei es sich um eine Methode handelt, mit deren Hilfe KI lernt, menschliche Sprache zu verstehen und zu interpretieren.

2: Bei LLMs handelt es sich um „Large Language Models“, also neuronalen Netzwerken, die darauf trainiert werden, Sprache zu verstehen und selbst zu generieren. Umgangssprachlich nennt man sie auch Sprachmodelle.

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