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Health Techs #3: Mentale Gesundheit

Als sie im Dezember das erste Mal Schnee vom Himmel hat fallen sehen, das Thermometer Minusgrade angezeigt hat und sie nach Daunenmantel und Stiefeln griff, war klar – der Winter ist da. Louisa zieht Mütze und Schal über und macht sich langsam, noch in der Morgendämmerung, auf ins Büro. Seit Anfang Oktober ist die Doktorandin auch wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Chemie-Fakultät. Obwohl ihre Doktorarbeit 25 bis 30 Stunden in der Woche schluckt, muss sie noch 20 Stunden die Woche Seminare vor- und nachbereiten, Professor:innen zuarbeiten, Klausuren korrigieren. Denn ihr Erspartes wird sie die nächsten Jahre kaum über Wasser halten. Ständiger Leistungsdruck, Stress, privater Kummer und Erfolgsdruck haben bei Louisa vor allem zu einem geführt: Depressionen.

Volkskrankheit Depression

Zu den typischen Symptomen einer Depression gehören neben gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen oder sogar suizidalen Gedanken auch körperliche Beschwerden wie Appetitmangel, Schlafstörungen, Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen. Grund für verstärkte psychischen Probleme in den Wintermonaten ist der veränderte Hormonhaushalt aufgrund der Reduktion von Sonnenstunden. Besonders für Menschen, die bereits bei sonnigeren Zeiten mit mentalen Herausforderungen kämpften, kann die herbstliche Dunkelheit zu einer drastischen Verschlimmerung ihrer Symptome führen. Wer nun nach psychologischer Beratung sucht, muss oft feststellen, dass alle Anlaufstellen überfüllt sind und die Wartezeiten oft Monate dauern.

Laut Zahlen der Deutschen Depressionshilfe[1] leidet jeder fünfte bis sechste Erwachsene im Leben einmal an Depressionen. Im Laufe eines Jahres erkranken 5,3 Millionen Erwachsene, oder 8,2 Prozent der deutschen Bevölkerung zwischen 18 und 79 Jahren, an einer depressiven Störung. Dabei sind Frauen mit derzeit etwa 11,3 Prozent mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer, von denen zurzeit etwa 5,1 Prozent erkrankt sind. Dies kann auch daran liegen, dass sich Frauen tendenziell häufiger Hilfe suchen.

Das Problem: die insbesondere durch fehlende Therapieplätze entstandene deutschlandweite Versorgungslücke im Bereich Psychotherapie. Es fehlt an Therapieplätzen, die von Krankenkassen übernommen werden, sogenannten Kassensitzen. Und das, obwohl die Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahr 2021 einen Höchststand erreicht hat, unter anderem durch die während der Pandemie gestiegene Zahl an psychischen Leiden innerhalb der Bevölkerung. Über die Menge an Kassensitzen entscheidet der G-BA, der Gemeinsame Bundesausschuss, der sich aus Vertreter:innen der Ärzteschaft, der gesetzlichen Krankenversicherungen sowie von Patientenseite zusammensetzt. 2018 kam ein Gutachten des G-BA zu dem Schluss, dass über 2400 Kassensitze in Deutschland fehlen; nur knapp 800 wurden im Sommer 2019 in Auftrag gegeben.

Digitale Lösungen gegen den Therapieplatzmangel

Was bereits jetzt dabei helfen kann, die Versorgungslücke zu schließen: Digitale Lösungen wie Onlinekurse, Therapien oder Sprechstunden, die bereits einige HealthTechs für sich entdeckt haben.

So kann die App des Berliner Start-ups Selfapy bei einer Depression oder einer generalisierten Angst- oder Panikstörung unterstützen. Der dort angebotene 12-wöchige Onlinekurs hilft unserer Protagonistin Louisa dabei, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen, Probleme aus anderen Perspektiven zu betrachten und eigene Kraftquellen zu stärken. Dazu muss Louisa sich von einem Arzt oder eine Ärztin eine Diagnose stellen und ein Rezept ausstellen lassen und bei ihrer Krankenkasse einreichen. Diese übernimmt die Kosten und stellt einen Code zum Freischalten des Onlinekurses aus. Ein Team aus Psycholog:innen steht Louisa auf Wunsch schriftlich oder telefonisch zur Seite, damit sie zum Beispiel Herausforderungen besser verstehen und die Kursinhalte optimal in ihren Alltag integrieren kann.

Auch die App HelloBetter setzt bei konkreten Symptomen an. Die App auf Rezept kann unter anderem bei Stress und Burnout, chronischem Schmerz sowie Angst- und Panikattacken helfen. Als zugelassene digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) wird auch HelloBetter von privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen. Die auf die Symptome der Nutzer:innen zugeschnittenen, 12-wöchtigen Kurse setzten auf unterschiedliche Methoden wie multimediale Inhalte, Übungen und persönliche Gespräche mit Psychotherapeut:innen.

Einen anderen Ansatz nimmt die Online-Plattform Nilo.health, die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz in den Fokus und damit aus dem privaten auch in den beruflichen Kontext rückt. Nilo.health kann von Unternehmen gebucht werden und bietet 1:1 Sitzungen mit Psycholog:innen, Gruppenworkshops mit Coaches und Trainer:innen, Meditationen und selbstgeführte Programme an. Die Nutzer:innen und Teamleiter:innen bekommen Analysen und Insights zur eigenen und zur Entwicklung ihres Teams sowie individuell abgepasste Programm-Empfehlungen. Das Berliner Start-up verspricht, so die Resilienz der Mitarbeitenden sowie deren mentales Wohlbefinden zu stärken und präventiv gegen mentale Krankheiten, Burn-out und Depressionen vorzugehen. Auch bei konkreten Symptomen wie Angstzuständen oder Schlaflosigkeit kann Nilo.health unterstützen. So kann nicht nur die Unternehmenskultur verbessert und die Produktivität und Zusammenarbeit der Teams gesteigert werden, auch die Krankheitstage der Mitarbeitenden können potenziell vermindert werden.

Ganzheitlich zum mentalen Wohlbefinden

Herbert arbeitet in einem Büro und sitzt acht Stunden am Tag am Schreibtisch. Wenig Bewegung, kaum Sonnenlicht und frische Luft und eine einseitige Ernährung tragen nicht gerade zu seinem mentalen Wohlbefinden bei. Seitdem er sich im Sommer beim Fußball den Rücken verdreht hat, bleibt auch der Sport eher links liegen. Die dunkle Jahreszeit lässt sich auf Herberts Gemüt nieder: Seit einigen Wochen hat er Schlafprobleme, kann sich am Schreibtisch kaum noch konzentrieren, und schweift in Meetings mental ab. Vor allem aber nachts macht ihm sein Geisteszustand zu schaffen: Schläft er endlich ein, dann erst nach stundenlangem hin- und her wälzen und nach hunderten nicht ausgesprochenen Gedanken.

Doch auch Herbert können digitale Anwendungen Abhilfe verschaffen. Apps und Online-Plattformen wie Somnio und Meditopia bieten ganzheitliche Behandlungsmethoden, die Geist und Psyche ebenso berücksichtigen wie den Organismus.

Somnio ist eine zugelassene DiGA, die sich auf die Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen spezialisiert hat. Sie wurde von der 2014 in Zürich gegründeten Mementor GmbH entwickelt. Durch die Einordnung der eigenen Schlafprobleme, Entspannungstechniken und Tipps zum Umgang mit kreisenden Gedanken und Grübeln kann die Schlafzeit verbessert und die eigene Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit für den Tag gesteigert werden. Das digitale Schlaftraining verspricht eine Symptomreduktion von 50 Prozent, eine um durchschnittlich 18 Minuten verkürzte Einschlafdauer und einen mindestens 12 Monate andauernden Effekt und beruft sich dabei auf eine 2019 von der Uni Zürich durchgeführte Studie.

Mit Meditationen, Achtsamkeits- und Schlafübungen, Musik, Klängen und Schlafgeschichten verspricht auch Meditopia eine schnelle und dauerhafte Abhilfe bei Stress und Schlafstörungen. Insbesondere sollen sich Nutzer:innen Achtsamkeit im Alltag antrainieren: Durch einen Zustand bewusster Geistesgegenwart, kann der alltägliche Stress und Trubel besser akzeptiert werden. Dadurch kann Achtsamkeit dabei helfen, die eigenen Gedanken und Gefühle besser kennenzulernen, und Zufriedenheits- und Glücksgefühle schaffen. Ähnlich wie Nilo.health bietet Meditopia Unternehmen die Möglichkeit, die Plattform für den Arbeitsplatz zu buchen, um den eigenen Mitarbeitenden Unterstützung für die mentale Gesundheit zur Verfügung zu stellen.

Für Louisa und Herbert bedeutet das: Statt einem halben Jahr müssen sie nur bis zum nächsten Arzttermin warten und können mit dem Rezept sofort in die Behandlung ihrer Symptome starten. Ihre jeweiligen Kurse, Sitzungen oder Trainingseinheiten können sie sich flexibel einteilen und überall abrufen, damit sind sie nicht an Zeiten, Orte oder Strukturen gebunden. So bekommt Louisa auch neben ihrer 50-Stunden-Woche Unterstützung und Herbert hat genug Zeit, um sich nebenbei auf eine gesündere Ernährung und mehr Sport und Bewegung zu konzentrieren.

Lust auf noch mehr HealthTechs?

Für eine Übersicht zu den HealthTechs im Dachraum kontaktiert uns einfach.

Die ersten beiden Beiträge verpasst? Kein Problem:
HealthTechs # 1: Eine neue Ära für das Gesundheitswesen (versicherungsforen.net)
HealthTechs #2: Rehabilitation und Nachsorge — New Players Network

Autorin

Marleen Heimann ist Mitarbeitende in der Kommunikation beim New Players Network.

HealthTechs #2: Rehabilitation und Nachsorge

In einer Blogreihe widmet sich das New Players Network den HealthTechs. Im zweiten Beitrag schauen sich unsere Autoren Pascale Ullmann und Max Krause Lösungen zur Rehabilitation und Nachsorge an.

Sommer, Sonne, Sportverletzung

Getränke sind kaltgestellt und die Steaks finden ihr Aroma in einer sorgsam komponierten Marinade. Eigentlich stehen die Zeichen gut für ein Grillfest, im Verlaufe dessen man mit Freunden und Familie die Lieblingsmannschaft in der Bundesliga anfeuert. Aber Moment. In der ganzen Vorbereitung ist wohl untergegangen, dass der Meister längst gekürt, die Schale übergeben und die Liga in der Sommerpause ist. Und da die Hitze in Qatar professionellen Fußball vor Anbruch der Nacht verhindert, ist zu allem Überfluss auch die WM in den Winter verschoben und kann hier nicht einspringen. Nun muss man vor lauter Schreck nicht gleich das Grillfest absagen, aber so ganz ohne Fußball genießt sich so eine Zusammenkunft doch etwas weniger.

„Naja“, denken sich die Gastgeber, „dann müssen wir eben selbst ran“. Louisa und Herbert waren schließlich richtige Knipser in der C-Jugend. In Windeseile ist der Rasen auf die englische Ideallänge gestutzt, gewässert und mit Rucksäcken als Pfosten präpariert. Gleich bei Eintreffen beginnen die Gäste also ihr persönliches WM-Finale und überspringen übermütig jede Aufwärmübung. Schnell wird klar, dass nicht nur das Ballgefühl von Louisa und Herbert unter den Jahren gelitten hat. Schon nach kurzer Zeit machen sich Schmerzen in Louisas Knie bemerkbar. Seit dem Skiunfall ist es leider nie vollständig ausgeheilt und so muss sie bald schmerzverzerrt vom „Feld“ humpeln. Auch für Herbert läuft es nicht besser. Bei seiner ehemaligen Spezialität – dem Zidane-Trick – verdreht er sich derartig, dass in seinem Büroarbeiter-Rücken nichts mehr in korrekter Stellung verbleibt. Für die beiden endet das Spiel ebenso spontan wie es entschieden wurde. Alle Beteiligten finden sich lädiert am Essenstisch zusammen und sondieren ihre schmerzenden Körper.

Vom kleinen Schmerz zum großen Problem

Die nächsten Tage sind für alle eine körperliche Tortur, die jedoch bald überstanden ist. Louisa und Herbert hat es hingegen schwerer getroffen. Louisa muss endlich ihr Knie auf Vordermann bringen. Herbert muss seinen Rücken und Fuß genauer checken lassen. Keiner von beiden weiß jedoch, wie man die Termine beim Arzt, Physiotherapeuten und Krankengymnastik mit dem engen Arbeitsalltag verbinden soll und entscheiden, das Problem zu vertagen. Als nach der Sommerpause passend zum Saisonstart erneut zum Grillfest und Fußballspielen eingeladen wird, müssen beide absagen, da ihre fortbestehenden Schmerzen jede sportliche Aktivität verhindern.

Mangelnde Alltagskompatibilität von herkömmlichen Therapie- und Rehabilitationsformen

So oder so ähnlich ergeht es einer Vielzahl deutscher Hobbysportler über den Verlauf des Jahres, die ihren Verletzungen auch aufgrund von Zeitmangel nicht die passende Behandlung zukommen lassen. Schmerzpunkte nehmen so an verschiedenen Stellen durch mangelnde Rehabilitation zu, reduzieren die Lebensqualität oder riskieren sogar Arbeitsausfälle und kostenintensive Therapien. Bereits kleine Sportunfälle können so zu schwerwiegenden körperlichen Einschränkungen und übermäßigen Belastungen des Gesundheitswesens anwachsen.  Ein strukturelles Problem des aktuellen Gesundheitswesens besteht in der häufig mangelnden Alltagskompatibilität von herkömmlichen Therapie- und Rehabilitationsformen.

Der demographische Wandel stellt das Gesundheits- und Versicherungswesen auf die Probe. So ist vor diesem Hintergrund davon auszugehen, dass die Kosten für Rehabilitation der Arbeitsfähigkeiten in Zukunft kontinuierlich steigen werden. Neue Rehabilitationsmöglichkeiten mittels digitaler Anwendungen können diese nicht nur effizienter hinsichtlich der Genesungsprozesse, sondern auch der Kosten gestalten und liefern damit eine wichtige Antwort auf den demographischen Wandel.

Ich habe Rücken – Wie HealthTechs die physische Rehabilitation unterstützen

Digitale Anwendungen finden immer größeres Potenzial in der Nachsorge. Glücklicherweise lässt sich die Rehabilitation[1] dadurch immer bequemer durch Anwendungen diverser HealthTechs gestalten. Dadurch, dass die PatientInnen zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und in einer selbst gewäh­l­ten Umgebung die Angebote nutzen können, wird eine höhere Nutzer­freundlichkeit erreicht. Insbesondere für PatientInnen, die in strukturschwachen Regionen mit eingeschränkter Mobilität leben, kann dies einen absoluten Mehrwert bieten.

Im Feld der medizinischen Therapie und Prävention hat sich der neue Trend „Digital Therapeutics“ (DTx) entwickelt, der digitale Kommunikationsformen und Software nutzt, um den Zugang von Patienten zu Rehabilitation und Nachsorge zu erleichtern. Im Unterschied zu anderen Digital-Health-Anwendungen sind DTx-Produkte klinisch getestet, evidenzbasiert und zielen auf reelle Verhaltensänderungen bei ihren Nutzern ab. Mit Inkrafttreten des Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG)[2] in Deutschland im Dezember 2019 kam ein regelrechter DTx-Boom auf. Durch das Gesetz wurden Gesundheits-Apps erstattungsfähig und für PatientInnen flexibler und schneller nutzbar.

Die digitalen Therapieformen können durch Wearables und Kameras ergänzt und durch die Daten zur motorischen Ausführung der Übungen und Vitaldaten ausgewertet werden. Findet diese Dateninterpretation in Echtzeit statt, nähern sich die Leistungen von DTx-Anwendungen an die echter ÄrztInnen und TherapeutInnen an. Die häufig überlasteten Physiotherapien werden damit entlastet und VersicherungsnehmerInnen können die verschriebenen Therapien schneller in Anspruch nehmen.

Der Dachraum beheimatet eine Reihe erfolgreicher, fortgeschrittener HealthTechs die sich auf die Therapie des Bewegungsapparates konzentrieren. Um ein paar Beispiele zu nennen: Kaia Health (75 Mio. USD Series C 2021), Caspar Health (9 Mio. USD Series B 2021) oder Temedica (17 Mio. USD Series A 2020). Aber auch Start-ups, wie eCovery, Pelvintense und Curalie bieten patienten- und krankheitsspezifische Online-Therapien an, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Durch KI-gestützte Verfahren können die Symptome analysiert, ein geeigneter Trainingsplan entwickelt und die korrekte Übungsausführung kontrolliert werden.

Die 2019 entwickelte App von eCovery spezialisiert sich auf die Begleitung des Genesungsprozesses bei Gelenk- und Rückenschmerzen unter anderem von Arthrose-Patienten. Auch die Knieschmerzen von Louisa können durch eCoverys Therapieformen behandelt werden. Die Diagnose, die sie von ihrem persönlichen Arzt, per Selbsteinschätzung anhand eines eCovery-Fragebogens oder der eCovery-Videosprechstunde erhalten hat, stellt die Grundlage für das erstellte Physioprogramm dar. Da sie die interaktiven Videotrainings von zu Hause aus durchführen kann, passen diese besser in ihrem Arbeitsalltag. Der Trainingserfolg wird in regelmäßigen Analysen ermittelt, bei dem Beweglichkeit und Schmerzniveau erfragt werden. Diese Informationen werden mit Louisas persönlichen Physiotherapeuten und Arzt geteilt, der den gesamten Prozess begleitet und den Trainingsplan auf Basis der Zwischenergebnisse anpasst. Von Prävention und Diagnose über Therapie bis kontrollierende Nachsorge kann die Online-Physiotherapie-Plattform damit nahezu die gesamte Patientenreise abdecken.

Mit der Spezialisierung auf Rückenschmerzen deckt eCovery einen großen Zielmarkt ab und hilft bei der Lösung der aktuell zentralen gesundheitlichen Probleme. So klagen laut Robert-Koch-Institut 60 Prozent der Deutschen im Verlaufe eines Jahres über Rückenschmerzen. Dies macht den Rücken zum zweithäufigsten Auslöser von Schmerzproblemen nach Kopfschmerzen.

Auch das 2017 in München gegründete Health-Start-up Medical Motion widmet sich diesen häufigen Schmerzursachen. So liefern ihre Anwendungen gezielte Behandlungen von Rücken- und Kopfschmerzen wie Bandscheibenvorfälle und Migräne. Darüber hinaus decken sie ein weites Feld körperlicher Probleme wie Kniearthrose und Fersensporn ab. Hiermit kann auch Herbert geholfen werden, der endlich seinen Rücken stärken will, weil dieser durch die ständige Schreibtischarbeit stark belastet wird.

Anhand von persönlichen Zielen, Krankenhistorie, persönlichen Lebensstils, Arbeitsumständen und Symptome wird ein personalisierter Trainingsplan in Echtzeit aufgestellt. Die App geht über die klassische Physiotherapie hinaus, indem sie auf Basis der Therapieerfolge immer wieder neue Übungen empfiehlt. Neben der KI-Analyse werden die erhobenen Daten durch medizinisches Fachpersonal ausgewertet, die auf Basis dessen ihre Diagnosen und Therapieempfehlungen besser auf Herbert zuschneiden können.

So wie eCovery hat sich auch Pelvintense auf ein bestimmtes Problem spezialisiert. Mit der App können beispielsweise Betroffene von Inkontinenz, Errektionsproblemen oder Beckenschmerzen ein regelmäßiges Beckenbodentraining absolvieren. Die Angebote sind gezielt auf Männer zugeschnitten. Durch eine erhöhte Achtsamkeit für und Stärkung des Beckenbodens können Patienten ihre Symptome lindern und ihre alltägliche Lebensqualität erhöhen.

Das Berliner E-Health-Unternehmen Caspar Health wurde 2016 gegründet, mit dem Fokus digitale Rehabilitationslösungen anzubieten. Mit einem zeit- und ortsunabhängigen Versorgungskonzept ermöglicht die App flächendeckende Therapieangebote insbesondere in der Nachsorge. Durch die enge Partnerschaft mit Rehakliniken können medizinische Einrichtungen die digitale Rehabilitationsklinik nutzen, um während und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, online die Angebote durchzuführen. Medizinisches Fachpersonal beutreut die NutzerInnen über integrierte Chat- und Videofunktionen und übernimmt beispielsweise die Tele-Reha-Nachsorge im Auftrag von Partnerkliniken und Kostenträgern. 2022 wurde ein weiterer Meilenstein für das Health Start-up erreicht: mit ihrer multimodalen Tele-Reha-Nachsorge wurde Caspar Health in die unbefristete Regelversorgung der Deutschen Rentenversicherung aufgenommen.

Die Anwendungen von Curalie gehen weit über rehabilitierende Therapie und Nachsorge hinaus. Ihr Ziel ist es, den NutzerInnen, als ganzheitlicher und persönlicher Gesundheitscoach, zur Seite zu stehen. So erinnert die App an gesundheitliche Vorsorgetermine, bietet Präventionsprogramme, Online-Symptomanalysen, Aktivitätstracking, Videosprechstunden und telemedizinische Reha-Nachsorge an. PatientInnen bekommen damit nahezu alle Gesundheitsleistungen vor, während und nach einer Erkrankung geschlossen von einer Anlaufstelle angeboten.

Bewahrung des kindlichen Übermuts

Das Einzige, was Louisa und Herbert nach diesen Erkenntnissen über die Möglichkeiten moderner DTx- Start-ups enttäuscht, ist, dass sie diese nicht bereits zum Zeitpunkt ihrer Verletzungen kannten. Mit ihrem aktuellen Wissen über digitale Therapieformen wären Louisa und Herbert sicherlich zum Start der neuen Saison bereit für ihre Einwechselung. Sowohl Louisas Knie als auch Herberts Rücken wären gestärkt, um sich bedenkenlos der nostalgischen Freude hingeben zu können. Durch zielgerichtete Rehabilitation kann damit nicht nur die körperliche Fähigkeit wiederhergestellt, sondern ebenso die ständige Sorge, um künftige Verletzungen der geschwächten Körperpartien reduziert werden. Sicherlich kann ein sorgsamer Umgang mit dem eigenen Körper viele Probleme vermeiden, doch die ständige Sorge vor möglichen Verletzungen kann zu mentalen Belastungen führen. Es gilt also, sich einen gewissen kindlichen Übermut und naive Freude am Ungewissen zu bewahren. Auch wenn sich Unfälle nie vollständig vermeiden lassen, stellen HealthTechs mit ihren Rehabilitationsprogrammen eine Möglichkeit dar, die negativen Konsequenzen einzudämmen und retten damit vielleicht auch das nächste Grillfest.

Körper, Geist und Seele

Die Rehabilitationsangebote von HealthTechs gehen bereits weit über die Betreuung physiologischer Beschwerden hinaus. Auch für Erkrankungen der mentalen Gesundheit und Einschränkungen neurokognitiver Funktionen bieten sie passgenaue Lösungen an. Mithilfe von DTx kann damit ein breites Feld von Erkrankungen therapiert werden. Da die mentale Gesundheit einen der wichtigsten Ursachen für Arbeitsausfälle und eine der zentralen gesundheitlichen Herausforderungen moderner Arbeits- und Lebensweise darstellt, möchten wir uns diesem Thema im dritten Blogbeitrag zu Health Techs ausführlich widmen.

Den ersten Beitrag verpasst? Kein Problem: HealthTechs # 1: Eine neue Ära für das Gesundheitswesen (versicherungsforen.net)

[1] Als Rehabilitation wird die (Wieder)-Eingliederung eines körperlich oder geistig Erkrankten oder Behinderten in das berufliche und soziale Leben bezeichnet. Medizinisch geht es zur Erreichung dieses Ziels vor Allem um die Wiederherstellung der körperlichen und psychischen Fähigkeiten nach einem beeinträchtigenden Unfall oder einer Erkrankung.

[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/digitale-versorgung-gesetz.html

Preventio – Gebäudeschäden mithilfe von KI hervorsagen

In weniger als einem Monat ist es so weit: Der Claims Rockstar Award wird auf dem Messekongress Schadenmanagement und Assistance verliehen. Heute stellen wir euch ein weiteres Start-up vor, das am 20. September pitchen wird. Preventio entwickelt eine KI-basierte Software zur Vorhersage und Vermeidung von Gebäudeschäden. Die Predictive-Maintenance-Plattform hilft der Immobilienbranche und Wohnungswirtschaft, schnellere und kostengünstigere Entscheidungen zu treffen.

Gebäudeschäden vorhersagen zu können, bedeutet …

wertvolle Ressourcen zu schonen, geringere Schadensleistung zu zahlen und regelmäßige Touchpoints mit Kunden zu kreieren.

Der Vorteil an unserer 100 Prozent datengetriebenen Technologie ist, …

dass teure Investitionen, wie beispielsweise der umfassende Einbau von Sensorik, nur bei Risikoobjekten zum Einsatz kommen und somit nachhaltiger und profitabler sind.

Wir innovieren das Schadenmanagement, durch …

die objektspezifische Risikobewertung von Gebäuden, sodass intelligente Maßnahmen zum proaktiven Schadensmanagement eingeleitet werden können.

Die größten ungenutzten Potenziale im Schadenmanagement liegen …

im Strukturieren, Auswerten und Interpretieren von Daten und einem damit verbundenen datenbasierten Ansatz, Prozesse effizienter zu gestalten.

Das Schadenmanagement der Zukunft braucht …

Intelligente Systeme, um proaktiv und präventiv zu arbeiten.

Du willst auch über die anderen Pitch-Teilnehmer mehr erfahren? Dann stöber doch mal durch unsere anderen Blogbeiträge!

5 Fragen an Purpozed und Extrazwei

Noch zwei Wochen, dann heißt es Bühne frei für die Pitches zum Sustainable Rockstar Award – es wird also Zeit, die beiden finalen Pitch-Teilnehmer vorzustellen: purpozed und extrazwei bringen einen Social Entrepreneurship und Mental-Health-Fokus in die Runde. Beides wichtige Nachhaltigkeitsaspekte, die sicher noch eine spannende Zukunft in der Versicherungsbranche haben, wenn ihr uns fragt. Wir sind jedenfalls schon richtig gespannt auf die Pitches!

Extrazwei

Was genau macht ihr? Erklärt uns euer Unternehmen in drei Sätzen.

Wir unterstützen Menschen in Form von Workshops, Retreats und einer Ausbildung dabei eine mediale Resilienz aufzubauen, digitale Medien selbstbestimmt und gesund zu nutzen, ihr Stresslevel dauerhaft zu senken, ihre mentale Gesundheit zu stärken und dieses Wissen anderen weitergeben zu können.

Welchen Mehrwert hat euer Geschäftsmodell im Sinne von Rethinking Life?
Aktuell steigen die Belastungen, die durch die unkontrollierte Nutzung digitaler Medien in allen Lebensbereichen hervorgerufen werden, exponentiell an. Unsere Vision ist eine gute Digitalisierung, in der digitale Medien produktiv und kreativ als Hilfsmittel eingesetzt werden, damit sie das Leben aller Menschen bereichern und nicht zusätzliche Belastungen hervorrufen.

Wo seht ihr die größten Potenziale für nachhaltige Innovationen in der Versicherungsbranche und wo die größten Hürden?
Da der Umgang mit digitalen Medien jeden einzelnen Menschen, jede Firma, jede Institution betrifft, sehen wir großes Potential, darin, dass Versicherungsfirmen, den gesunden Umgang mit digitalen Medien als Angebot in ihr Portfolio mit aufnehmen.  Das könnte im besten Fall dazu führen, dass auch Firmen, die sich bisher Gesundheitsthemen eher verschließen, ein solches Angebot in Anspruch nehmen. Des weiteren können Versicherungsfirmen mediale Resilienz als Basis für alle Mitarbeitenden und beim Onboarding-Prozess anbieten, um so als Vorreiter zu einer gesunden Digitalisierung beizutragen. Die größte Hürde sehen wir zwischen dem Erkennen der Relevanz des Themas und der mangelnden Umsetzung, was aufgrund der steigenden Belastungen in einigen Jahren sehr teuer werden könnte.

Wie lebt ihr Nachhaltigkeit in eurem Arbeitsalltag?
Wir arbeiten im Homeoffice zumeist online, wodurch wir viele Ressourcen einsparen. Unsere Programme halten wir online ab oder fahren wenn möglich mit dem Fahrrad oder der Bahn zum Veranstaltungsort. Wir achten auf unsere persönlichen Ressourcen und halten Pausen ein. Wir versuchen überwiegend die Dienste europäischer Anbieter*innen (das gelingt leider nicht vollständig) in Anspruch zu nehmen. Wir beziehen Ökostrom, ernähren uns überwiegend biologisch und nehmen an der Aktion Foodsharing teil.  Wir achten auf eine Balance zwischen Analogem und Digitalem, um auf beiden Ebenen mit nachhaltiger Aufmerksamkeit präsent zu sein.

Wo fällt es euch persönlich am schwersten euch nachhaltig zu verhalten?
In der Auswahl etablierter digitaler Angebote, da hier häufig eine adäquate Alternative fehlt.

Purpozed

Was genau macht ihr? Erklärt uns euer Unternehmen in drei Sätzen.
Wir haben ein Marketplace-Tool entwickelt, mit dem Unternehmen schnell und einfach ein wirkungsvolles Corporate Volunteering-Programm einführen und mit minimalen Ressourcen managen können. Dadurch können sie ihren gesellschaftlichen Impact vergrößern, eine bessere ESG-Bilanz erreichen und eine stärkere Unternehmenskultur fördern. Geht sogar in zwei Sätzen.

Welchen Mehrwert hat euer Geschäftsmodell für Inklusion und Ermöglichung des Zugangs zu Versicherungen?
Unsere Lösung fokussiert das “S” (Social) innerhalb des ESG-Konzepts: Environmental Social Governance . Es geht um die Frage, wie sich Versicherungen als gute “Bürger” (Corporate Citizens) für das Gemeinwohl engagieren und eine zusätzliche gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können. Neben dem direkten Impact auf die Gesellschaft gelingt es durch Corporate Volunteering hervorragend, das gesamte Thema Nachhaltigkeit – also auch das “E” und das “G” – fest in der DNA aller im Unternehmen handelnden Personen zu verankern. Und das ist wiederum die Basis aller nachhaltigen Initiativen von Unternehmen. Dafür sollten möglichst viele Beschäftigte ins Corporate Volunteering einbezogen werden (Stichwort Inklusion). Das gelingt am besten, wenn Unternehmen ihren Beschäftigten eine große Vielfalt an Engagementmöglichkeiten anbieten, die deren fragmentierten Interessen gerecht wird. Und genau das machen wir mit unserer Lösung möglich.

Wo seht ihr die größten Potenziale für nachhaltige Innovationen in der Versicherungsbranche und wo die größten Hürden?
Versicherer haben Geld. Und mit Geld können Dinge verändert werden. Ein großer Hebel liegt sicherlich darin, die durch Versicherungsprämien eingenommen Finanzmittel konsequent nachhaltig zu investieren. Das klingt erstmal nicht so cool wie “künstliche Intelligenz” oder “Blockchain”. Aber das Einhalten der „Principles for Sustainable Insurance“, der Finanzinitiative des UN-Umweltprograms, kann man durchaus als nachhaltige Innovation bezeichnen. Ohne die genauen Gründe und regulatorischen Details zu kennen, wäre es gut, wenn Versicherer noch mehr Geld in Unternehmen investieren könnten bzw. würden, die weltverändernde nachhaltige (Klima-)Innovationen vorantreiben.

Wie lebt ihr Nachhaltigkeit in eurem Arbeitsalltag?
Den allergrößten Effekt können wir auf jeden Fall erzielen, wenn wir es schaffen, dass sich durch purpozed mehr Unternehmen beziehungsweise deren Beschäftigte gesellschaftlich engagieren: Wir wollen in den kommenden Jahren drei Millionen Volunteering-Stunden vermitteln. Dass wir zum Beispiel ins Büro radeln und 100% papierlos arbeiten, fühlt sich zwar gut an, hat aber einen vergleichsweise geringen Impact.

Wo fällt es euch persönlich am schwersten euch nachhaltig zu verhalten?
Da müssen wir ehrlich sein: Wir wohnen in einer Altbauwohnung und fliegen hin und wieder in den Urlaub. Allein dadurch ist unsere persönliche Nachhaltigkeitsbilanz ziemlich eingetrübt. Wir kompensieren CO2 mit dem Wissen, dass es bei weitem besser ist, wenn Treibhausgase gar nicht erst entstehen. Reduktion des Fleischkonsums, Second-Hand-Klamotten, regionale/saisonale Lebensmittel – das alles fällt uns nicht schwer.

Ihr wollt mehr über den Sustainable Rockstar Award erfahren? Dann wagt einen Blick in unseren Blogartikel. Und wenn ihr euch auch über die anderen Pitch-Teilnehmer informieren wollt, werdet ihr hier fündig.

InsurTech-Übersicht #7

InsurTech-Übersicht #7 veröffentlicht

Es ist wieder soweit! Die Neuauflage der alljährlichen InsurTech-Übersicht ist da. In ihrer siebten Edition bietet sie einen Überblick über die mittlerweile 195 Start-ups der DACH-Region, die mit ihren innovativen Ansätzen und Lösungen Einfluss auf die Versicherungsbranche nehmen. In der diesjährigen Veröffentlichung kamen 31 neue Geschäftsmodelle hinzu.

Das ausführliche Material zu allen Start-ups stellen wir euch auf Nachfrage gerne zur Verfügung.

Die aktuelle InsurTech-Übersicht könnt ihr hier kostenlos herunterladen.

Start-up-Szene hat sich von der Corona-Pandemie weitestgehend erholt

In den letzten zwei Jahren der Corona-Pandemie ist die Zahl der Gründungen zurückgegangen, einige Start-ups mussten Insolvenz anmelden. Nun hat sich die Start-up-Szene weitestgehend von der Corona-Pandemie erholt und es ist eine Gründermentalität zu beobachten. Die Krise brachte neben einer neuen Fokussierung der Geschäftsmodelle auf Gesundheit und gesundheitliche Absicherung einen Digitalisierungsboom. Es stehen nun Eigenschaften wie Einfachheit, Wissensvermittlung und Erreichbarkeit im Mittelpunkt. Dies bietet großes Potenzial für zukünftige InsurTechs.

Unicorns und Decacorns tummeln sich auf dem InsurTech-Markt

Die Zahl der Unicorns, also Start-ups mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar, wächst rasant. Mit Clark und Wefox tummeln sich seit Ende 2021 sogar zwei Unicorns auf dem InsurTech-Markt im DACH-Raum. Wefox hat sich bereits 2019 zum Unicorn entwickelt und ist seit einiger Zeit ein Multi-Unicorn. Die Zahl der Unicorns wächst rasant – längst sind es Decacorns, deren fabelhaften Status es zu erreichen gilt. Als Decacorn bezeichnet man ein Start-up, dessen Marktwert bei über zehn Milliarden US-Dollar liegt.

Top-Thema Nachhaltigkeit bietet Potenzial für InsurTechs

Branchenübergreifend beschäftigen sich Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit. Kund*innen legen immer mehr Wert auf nachhaltige Produkte – dementsprechend nimmt die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten und Services zu. In der Versicherungsbranche geht es beim Thema Nachhaltigkeit längst um mehr als nur um grün gelabelte Produkte und nachhaltige Kapitalanlagen. Besonders InsurTechs können sich durch die nachhaltige Ausrichtung einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Je früher hier die Anpassung erfolgt, desto besser sind die Start-ups für die Zukunft gewappnet.

Versicherer holen sich den Markt zurück

Der Trend rund um Start-ups und InsurTechs ist mittlerweile auch bei den etablierten Playern der Branche angekommen. Große Versicherungen erschließen sich zunehmend den Markt, indem sie Tochterfirmen gründen oder in neue Geschäftsmodelle investieren. Die Angebote der Start-ups sind für das Kerngeschäft der Versicherer interessant oder sogar notwendig. Während früher insbesondere ausländische Investoren deutsche InsurTechs unterstützt haben, sind in den letzten Jahren auch deutsche Versicherer aktiv geworden und haben sich mit verschiedenen Beteiligungen einen Teil des Marktes gesichert. Große Firmen suchen vermehrt nach Innovationsimpulsen von außen, um ihre eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern.

„2021 war ein Jahr der Erholung im InsurTech-Markt, nach der Corona-Krise ist nun wieder eine Gründermentalität zu beobachten. Die Relevanz der InsurTech-Szene wird auch 2022 weiter zunehmen. Das Thema Nachhaltigkeit wird mehr und mehr in den Fokus rücken und wir werden mehr von erfolgreichen Unicorns und vielleicht sogar Decacorns hören.“

FemTech – mehr als nur ein Modebegriff?

Auch in diesem Jahr setzt der internationale Frauentag ein Zeichen für die Bedeutung von Frauen auf dem gesamten Planeten. Und für die weiterhin bestehende Notwendigkeit von Bemühungen für eine vollständige Gleichberechtigung. Unter dem Motto #breakthebias wird für eine Welt frei von Vorurteilen und Diskriminierung geworben, von denen insbesondere Frauen betroffen sind. So werden Frauen weiterhin nicht nur sozioökonomisch benachteiligt, wie der Gender Pay Gap zeigt. Durch die starke Orientierung medizinischer Forschung am stereotypisierten männlichen Körper, erfahren Frauen auch im Bereich der körperlichen Gesundheit Nachteile. Passend zum internationalen Frauentag geben wir daher einen Einblick über sogenannte FemTechs, die sich dem Thema weiblicher Gesundheit widmen. Wir erklären, was unter FemTechs zu verstehen ist, welche Debatte sie auslösen und wie sie nicht nur den Gesundheitsmarkt revolutionieren können.

Was ist ein FemTech?

Der Begriff Female Health Technology (FemTechs) wurde erstmals 2016 bekannt, als ihn die Gründerin Ida Tin im Kontext ihrer Perioden Tracking App „Clue“ prägte. Als ihr klar wurde, dass männliche Investoren Schwierigkeiten damit hatten, über Produkte speziell für den Frauenkörper zu diskutieren, versuchte sie, mit der Einführung eines neutralen Wortes Raum mehr Verständnis  zu schaffen. Als Unterkategorie der HealthTechs – heben FemTechs die Gesundheitsbedürfnisse der Frauen durch technologische Lösungen hervor. Zu den Gesundheitsprodukten zählen eine Reihe frauenspezifischer Themen, etwa Menstruation, Schwangerschaft, Menopause und die sexuelle Gesundheit. Aber auch Themen, die die mentale Gesundheit betreffen oder Krankheiten, von denen Frauen überproportional betroffen sind, spielen eine wichtige Rolle. Durch einen Wandel des Diskurses wurden in den letzten Jahren Themen zu sozialer Gleichberechtigung von Frauen prominenter, wie an der Einführung verbindlicher Frauenquoten für DAX-Unternehmen ablesbar ist. Aber auch die besonderen gesundheitlichen Herausforderungen von Frauen geraten zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit. Inzwischen gibt es weltweit über 200 FemTech-Start-ups und mehr als 3000 FemTech-Apps.[1]

Darüber hinaus stehen FemTechs nicht nur für digitale und analoge Anwendungen. Vielmehr möchten sie ein Female Empowerment bewirken, indem sie sich bewusst mit dem weiblichen Körper auseinandersetzen. Durch Sensibilisierungskampagnen, beispielsweise zu Endometriose oder zur gemeinhin tabuisierten Menstruation, werden diese Themen normalisiert und damit von ihrer schambehafteten Aufladung befreit. Diese neugewonnene Offenheit soll weibliche Nutzer:innen darin bestärken ihre eigene Gesundheit proaktiv zu schützen.

Die FemTech-Debatte

Als der Begriff Ende 2016 langsam die Runde machte, löste er eine Debatte aus. Immer wieder kam die Frage auf, warum diese Angebote als rein weibliche Probleme bezeichnet werden. Einige Gründer:innen fühlten sich unwohl und befürchteten, dass ihre Innovationen als Diversity-Phänomene oder Randlösungen degradiert werden. Stattdessen wollten Gründer:innen eher, dass ihre Angebote als Biotech oder HealthTech bezeichnet werden. So führe die Betonung der weiblichen Nutzerschaft der Lösung („Fem“) zu einer stillen Akzeptanz des sozialen Fokus auf Männer und deren Besonderheiten. Während männliche Gesundheit normalisiert und im Rahmen von allgemeinen Health Techs behandelt wird, werden Gesundheitsanwendungen für die weibliche Hälfte der Bevölkerung durch den Zusatz „Fem“ als andersartig und marginal gekennzeichnet. Oder habt ihr schon mal etwas von MaleTechs gehört?

Ein wohl treffendes Beispiel ist die „Pink Tax“. Dabei handelt es sich um den Mehrpreis für Produkte, die speziell auf ein bestimmtes Geschlecht ausgerichtet sind. Traditionell handelt es sich hier um Produkte, die für Frauen hergestellt wurden und eine Preiserhöhung implizieren. Marketing, welches das Gegenteil bewirkt! Eine Studie der Havard Business School (2019) fand heraus, dass Frauen genderspezifische Produkte eher abschreckend statt anziehend finden.[2] Besteht diese Abneigung nun auch gegenüber dem Begriff FemTech?

Im Gegenteil – mit einem übergeordneten Begriff bekommt die Gesundheit von Frauen die notwendige Aufmerksamkeit. Es impliziert aber nicht, andere Individuen im Geschlechterspektrum abzulehnen, sondern soll deutlich machen, dass der Gesundheit von Frauen eine Bedeutung beigemessen werden muss, die andere Branchen in der Vergangenheit kaum eingeräumt haben.

Investitionen, die sich lohnen

Bis heute ist auf FemTech-Finanzierungsrunden eine gewisse Zurückhaltung von Geldgebern wahrzunehmen.  Nicht selten werden FemTechs von Frauen gegründet. Investoren dagegen sind allermeist Männer. Doch gibt es auch FemTechs, die Erfolgsgeschichten zeigen, nach denen sich die Branche sehnt. Hier einige Beispiele:

  • Clue App – hat 2021 die FDA Zulassung erhalten und erreichte ein VC von 1 Mrd. Dollar
  • Elvie – konnte in ihrer Series-C-Finanzierungsrunde Investitionen von 97 Mio. Dollar verzeichnen
  • Ava – hat 2018 eine 30 Mio. Dollar schwere Finanzierung erhalten

Doch das Wachstum des Marktes ist nicht auf diese Beispiele beschränkt. Nicht nur nutzen Frauen häufiger digitale Tools zur Bewahrung ihrer Gesundheit. Sie verfügen dabei auch über eine höhere Zahlungsbereitschaft als Männer.[3]

Besonders in Entwicklungsländern und durch die wachsende Prävalenz chronischer und infektiöser Krankheiten bietet die FemTech-Branche ein hohes Potential für Investoren. Trotzdem fließen nur vier Prozent der weltweiten Forschungsausgaben in die Gesundheit von Frauen. Dies zeigt sich auch in den Investitionen der letzten Jahre: 2019 lag das Finanzierungsvolumen für FemTech-Start-ups bei über 590 Mio US-Dollar.[4] 2021 konnte dagegen zum ersten Mal die 1,2 Milliarden US-Dollar Marke überschritten werden. Schätzungsweise werden FemTechs bis 2027 eine 60 Milliarden Dollar Industrie sein.[5] Laut BCG Digital Ventures (BCGDV), eine Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group (BCG), wird sich bereits 2022 als das Jahr der FemTechs hervortun.[6]

An Tagen wie diesen

Sicher erhalten genderspezifische Fragen am heutigen internationalen Frauentag eine besondere Aufmerksamkeit. Doch es steht außer Frage, dass die Debatten zur Gleichberechtigung von Frauen verdienen, zum alltäglichen Gesprächsthema zu werden. Auch wenn hinsichtlich der Benachteiligungen in Einkommen und Gesundheit von Frauen noch ein weiter Weg gegangen werden muss, ist spürbar, dass das öffentliche Interesse hieran längst nicht mehr auf Tage wie diese begrenzt ist. Der sich ständig vollziehende kulturelle Wandel wird auch die Branche der FemTechs in ihrem Wachstum unterstützen.

[1] https://projektzukunft.berlin.de/news/news-detail/deep-dive-18-femtech-in-berlin

[2] https://hbswk.hbs.edu/item/chick-beer-for-women-why-gender-marketing-repels-more-than-sells

[3] https://www.atlas-digitale-gesundheitswirtschaft.de/femtech-genderspezifische-versorgung-mit-grossem-marktpotenzial/

[4] https://www.brainwave-hub.de/post/brainwave-femtech-special

[5] https://www.digitaljournal.com/pr/femtech-market-growth-global-survey-analysis-share-company-profiles-and-forecast-by-2027#ixzz7MIQyMz8U

[6] https://www.healthcareitnews.com/news/emea/care-anywhere-new-normal-according-industry-report

Autor:innen

Pascale Ullmann ist Head of Digital Solutions beim New Players Network

Max Krause ist Community Architect beim New Players Network.

Wenn ihr mehr über HealthTechs erfahren wollt, schaut euch hier die neue Blogreihe der Versicherungsforen Leipzig an.

Foto: Lindsey LaMont // Unsplash

Wie war das mit den guten Vorsätzen?

Mit den Neujahresvorsätzen ist es immer so eine Sache. Manche werden im ersten Monat des angebrochenen Jahres noch eisern umgesetzt, andere sind im Februar bereits Schnee von gestern. Ob kurzweilige Lippenbekenntnisse oder ständige Begleiter, Neujahresvorsätze helfen uns über Altlasten nachzudenken und mit frischem Tatendrang in das neue Jahr zu starten. Ihr wollt wissen, was wir uns als New Players Network vorgenommen haben? Here we go:

Für Robert, unseren Head of Operations, ist der Vorsatz für das New Players Network 2019 klar: „Wie wollen die Identität und die Zielsetzung des NPN neu schärfen und somit einen deutlichen Mehrwert für Start-ups und Versicherer schaffen“. Um dieses Ziel erreichen zu können, stehen für ihn nicht nur trockene Strategie-Sessions auf der Liste, sondern auch eine gute Portion Freude und Spaß im Netzwerk und im Team. 2019 möchte Robert mindestens ein Teamevent gewinnen, sei es beim Pokern, FIFA-Zocken oder Kickern, „Irgendwas, was mir mehr liegt als meinen Teamkollegen“, sagt Robert schmunzelnd. Privat möchte unser Head of Operations mehr Zeit für Familie, zum Erholen und für Sport aufbringen.

Sportliche Aktivitäten sollen 2019 auch bei unserem Head of Network Sascha nicht zu kurz kommen. Als Sportbegeisterter möchte er endlich den Fitness-Trend CrossFit ausprobieren. Na dann, Sport frei! Was die Entwicklung der Branche betrifft, hofft Sascha künftig auf weniger Investitionen in sogenannte Copycats und mehr Förderung von spannenden Geschäftsmodellen aus den Bereichen AI, Data und Health. „Außerdem sollten Cross-Industry-Ansätze verstärkt betrachtet und genutzt werden. Nur so kann Wissen und Know-how über Branchengrenzen hinweg transferiert werden“, sagt Sascha.

Unser Community Architect Felix möchte 2019 die „Jagd nach den Unicorns“ weiter aufnehmen und die Start-up-Szene aktiv nach neuen, innovativen Ansätzen untersuchen. Für das Netzwerk wünscht er sich, dass „das NPN vermehrt auf relevanten Veranstaltungen vertreten ist, um dort mit interessanten Leuten und deren Ideen in Kontakt zu kommen“.

Und wie schaut es eigentlich bei unseren NPN-Mitgliedern mit den Neujahresvorsätzen aus? Unser Mitglied Skribble hat uns an seinen Wünschen und Vorsätzen für 2019 teilhaben lassen. Das Schweizer Start-up Skribble wurde im März 2018 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht die Digitalisierung von Geschäftsprozessen voranzutreiben. „Beim Unterschreiben von Verträgen verlassen sich viele Versicherer noch auf bewährte analoge Prozesse: stapelweise Papier, das man ausdrucken, versenden und scannen muss“, sagt Kira Leuthold, Communications & PR Manager bei Skribble. „Skribble will das 2019 ändern: Verträge sollen nicht mehr den Umweg über Drucker und Papier nehmen müssen, um rechtsgültig unterschrieben zu werden. Wir arbeiten mit Hochtouren daran die qualifizierte elektronische Signatur (QES) einfach anwendbar zu machen und somit Signaturprozesse 100% digital abzuwickeln“. Diesen Vorsatz ganz im Rahmen der Nachhaltigkeit unterstützen wir natürlich und wünschen Skribble und all unseren anderen NPN-Mitgliedern viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Jahresvorsätze.

Bild: Unsplash / Danielle MacInnes

Innovators Meet Up Leipzig #7

Lust auf Netzwerken, packende Diskussionen und einen entspannten Abend? Das Innovators Meet Up lädt wieder ein – und das bereits zum siebten Mal! Egal aus welcher Branche oder mit welcher Funktion, jeder ist willkommen.

Wann? 11. Oktober 2018 (19 Uhr)
Wo? RENT24 (Augustusplatz 9, 04109 Leipzig)
Wer? Jeder, der die Leidenschaft zu Neuem und Veränderung teilt
Wie kann ich teilnehmen? Bitte hier registrieren

Das Innovators Meet Up fand Ende 2016 zum ersten Mal statt und wurde aus der Leidenschaft zu Start-ups, Innovation und Leipzig ins Leben gerufen. Carl (Kompass Ventures), Justus (Sensape), Hagen (Insurance Innovation Lab) und Sascha (New Players Network) hatten es sich zum Ziel gesetzt, die vielen individuellen Leipziger Hot Spots der Gründerszene zu vereinen und all diejenigen zusammenzubringen, die in Leipzig Lust haben über neue Geschäftsmodelle zu diskutieren, Kooperationen suchen oder Erfahrungen zu teilen. „Carl und ich saßen mal wieder bei einem gemeinsamen Bier und redeten über die zahlreichen Start-ups, die sich gerade in der Stadt etablierten“, blickt Sascha vom New Players Network auf die Entstehung des Innovators Meet Up zurück. „Ich sprach von dem neuen Badge im Social Impact Lab, er von den Neulingen im Basislager. Uns fiel auf, dass viel passiert – aber alles irgendwie isoliert und ohne Bezug zueinander. Das wollten wir ändern!“

Das Konzept verfolgt ein einfaches Prinzip. Das Innovators Meet Up findet jedes Mal in einer anderen Location statt und bietet von Snacks bis Feierabendbier alles, was es als Voraussetzung für gute Gespräche braucht. Nach dem Auftakt in den Räumlichkeiten des SpinLab in der Leipziger Baumwollspinnerei luden das Social Impact Lab, ZAROF., meetle, Rene Falk Management und zuletzt Simplioffice ein. Zu Beginn waren es circa 15, mittlerweile kommen 35 bis 50 Leute zu den Treffen.

Damit es nicht an neuem Input mangelt und die Community interessante Start-ups aus Leipzig kennenlernen kann, finden Pitches bei den Meet Ups statt. 10 bis 15 Minuten haben diese Zeit um sich vorzustellen. Gepitcht haben beispielsweise schon Dipat, Effektrausch, whyapply und viele mehr. Wirf doch mal einen Blick ins Archiv!

Was steht bei dem kommenden Meet Up an? Von künstlicher Intelligenz bis zu nachhaltigem Produktdesign – diese Leipziger Start-ups sind dieses Mal mit von der Partie:

  • d25: Das Start-up d25 verfolgt die Mission künstliche Intelligenz zu entwickeln sowie zu trainieren und das ganz einfach ohne tiefgehendes technisches Wissen. Dazu stellt es die Plattform d25 Monitor bereit, die es jedem ermöglicht, selbst künstliche Intelligenz einzusetzen.
  • Mindance: Die App Mindance ist ein digitaler Mentalcoach für Berufstätige. Audiogeführte Übungen helfen auf Grundlage von verschiedenen Techniken und Erkenntnissen aus Psychologie und Hirnforschung mental fit zu bleiben sowie die emotionale Intelligenz und Konzentration zu steigern. Das Training kann individuell angepasst und sowohl für Privatpersonen als auch für das betrieblichen Gesundheitsmanagements und zur Personalentwicklung eingesetzt werden.
  • Cyclic Design: Cyclic designt Produkte und nutzt dazu einen multidisziplinären Ansatz. Die Besonderheit liegt in dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und der Leidenschaft für das Entwickeln von Öko-Produkten. Daraus entstehen Innovationen, die sich in eine Kreislaufwirtschaft integrieren lassen und im Gegensatz zur üblichen linearen Art von Konsumgütern stehen.
  • RENT24: RENT24 bezeichnet sich selbst als „Coworking Universum“ und ist allein in Deutschland in zehn Städten und darüber hinaus weltweit vertreten. Der Coworking Space in Leipzig befindet sich in der sechsten Etage des City Hochhauses, welches das höchste Gebäude und mitten im Zentrum von Leipzig ist. Es bietet eine Mischung aus flexiblen Arbeitsplätzen, offenen Bereichen und privaten Büros, Konferenzräumen, Veranstaltungen sowie Lounge Bereiche.

 

Also, nichts wie los und den 11. Oktober im Kalender markieren! Weitere Informationen zu der Initiative Innovators Meet Up gibt es unter innovatorsmeetup.de

 

Bild: Unsplash / Cinn

Award-Rückblick

Der Spätsommer und damit auch der Partnerkongress ist inzwischen schon eine ganze Weile her und wir finden uns inzwischen schon fast im Winter wieder. Umso schöner ist es, das Event noch einmal Revue passieren zu lassen und was wäre da passender als ein Video-Rückblick?

Übrigens: die nächste Chance einen Award zu ergattern ist gar nicht mehr lang hin! Schon im April 2018 besteht die nächste Chance auf einen Pitch vor großem Publikum. Weitere Informationen werden bald hier auf dem Blog folgen.

 

Start-up Interview mit crowdheroes

Wir haben mit Johannes, einem der Gründer des Start-ups crowdheroes gesprochen und ihm einige Fragen zu den Themen Gründung, Umsetzung und insbesondere Herausforderungen gestellt. Warum selbst ein „ungeduldiger Macher“ wie Johannes gelernt hat, dass eine ausgereifte Konzeption das A und O sind, erfahrt im folgenden Interview.

Wenn ich mich recht erinnere, ist das nicht eure erste Geschäftsidee, die sich nicht weniger als eine Revolution der Versicherungswirtschaft vornimmt. Warum gerade diese Branche? Warum brauchen Kunden euer Produkt?

Das ist richtig. Mit Alpha Beta haben wir einen jungen Company Builder, der über die notwendigen Ressourcen für ein Startup verfügt, angefangen vom Team über IT, Investoren, Marketing und das notwendige Netzwerk. In der Versicherungsbranche sehen wir noch enorm Potential im Bereich der Digitalisierung. Mit crowdheroes wollen wir konkret die Kraft der Gemeinschaft aktivieren, indem wir jeden einzelnen, wie z.B. Dich zu einer Gemeinschaft (crowd) bündeln und somit unsere Verhandlungsposition stärken. Die Kunden erhalten dabei das gleiche Produkt, bei mindestens gleicher Qualität zu einem deutlichen Kostenvorteil.

So richtig gestartet sind wir letztes Jahr im Dezember. Du hast vollkommen Recht, bei dem Aufbau des Unternehmens helfen uns die bestehenden Prozesse und Strukturen von Alpha Beta, egal ob Firmengründung, Zusammenstellung Team, Aufbau von Businessplänen und Pitch Decks, Suche von Investoren, Teilnahme an Wettbewerben, Marketing- und Kommunikationsstrategie sowie Aufsetzung der IT-Infrastruktur. Damit bekommen wir schnell mehr PS auf die Straße.

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und wieviel Zeit ist vergangen von der Idee bis zur Umsetzung?

Ideengeber ist Herr Dr. Frank Riemann mit dem wir gemeinsam das Konzept konkretisiert und ausformuliert haben. Wenn Du mich fragst wie viel Zeit, würde ich immer sagen „viel zu lange“ (lacht). Persönlich bin ich ein Freund von schnell raus und Fehler machen, anstatt zu lange zu warten. Die Perfektionisten in unserem Team bieten aber wahrscheinlich die notwendige Balance. Somit brauchen wir knapp 9 Monate von der Unternehmensgründung bis zu einem POC.

Was waren bisher eure größten Herausforderungen und was eure lessons learnt?

Größten Herausforderungen sind wie so oft IT und das Team. Bei komplexeren Softwarelösungen, die es in der Form noch nicht am Markt gibt, sind Überraschungen vorprogrammiert. Nicht selten bedeutet das höhere Budgets und Zeitverschiebungen. Beim Team sind enge Kommunikationswege und Ausrichtung gleicher Interessen für den Erfolg entscheidend.

Was wir gelernt haben? Dass Energie bei zu geringer Struktur unnötig verbraucht wird. Beim nächsten Mal werden wir mit Sicherheit mehr Zeit in die Konzeptionsphase und Design des Gesamtkonzepts stecken. Und dass sage ich als ungeduldiger „Macher“

Wie sieht euer Big Picture aus?

Unser Fokus liegt ganz stark darauf den Zugang zu Qualitätsprodukten zu erleichtern. Konkret bedeutet das Synergien für den Anbieter zu schaffen, indem wir eine gebündelte Nachfrage mitbringen. Der Kunde kann bei uns immer flexibel und unverbindlich seine maximale Zahlungsbereitschaft und damit Wunschpreis definieren.

Die Versicherungswirtschaft basiert u.a. auf dem Gesetz der großen Zahlen. Im Big Picture schaffen wir so eine starke Gemeinschaft, dass wir im Idealfall mit einem Rückversicherer zusammenarbeiten und damit für den Kunden viel Geld umverteilen, die er besser für kleine oder große Träume investieren kann

Wie läuft die Zusammenarbeit mit kooperierenden Versicherern?

Grundsätzlich sehen wir eine große Bereitschaft mit uns zusammenzuarbeiten, gerade bei Versicherern die wie wir, zukünftig einen notwendigen Wandel im Vertrieb und der Produktlandschaft sehen.

Bei den Versicherungen liegen die Herausforderungen meistens im technischen Detail. Bei großen Nachfragen sind automatisierte Prozesse wichtig. Besonders die IT-Schnittstellen stellen ein zu überwindendes Hindernis dar. Langjährig gefüllte IT-Bebauungspläne sowie lange Entscheidungsprozessen der großen Konzerne führen zu einem anderen Tempo und Flexibilität als wir uns wünschen und gewohnt sind. An dieser Stelle sind wir gefragt Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen, um eine technische Zusammenarbeit zu ermöglichen.