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„Der Superheldinnen-Spirit“ – InsurTech-Insights von Segurio

Vor drei Jahren hat Nina Segurio gegründet, mittlerweile gibt es Segurio schon in 16 europäischen Ländern. Nina ist eine typische Quereinsteigerin, denn sie hat Kunstgeschichte und Archäologie studiert. Warum das Studium niemanden davon abbringen sollte, auch mal neue Wege zu gehen und wie Nina das gemeistert hat, lest ihr im ersten Beitrag unserer neuen Blogreihe „InsurTech Insights“.

Wir müssen einander nur finden

Frauen und Insurtechs, das knallt. Digitalisierung schafft flache Hierarchien, fördert die Schnelligkeit und vor allem die Bereitschaft zum Umdenken. Hinzu kommt, dass die Versicherungsbranche noch digital am Anfang steht und auch der Business-Zweig bereit ist, von Frauen erobert zu werden. Wie ich gerade in einem Gastbeitrag von Ursula Deschka (Ergo Versicherung) bei Versicherungsmonitor gelernt habe, liegt das Durchschnittsalter von Versicherungsbrokern bei 50. Nur zehn Prozent davon sind Frauen.

Meine Entscheidung segurio.com zu gründen, hatte aber erst einmal nichts mit meinem persönlichen Platz in der Branche zu tun. Vielmehr ging es mir darum, ein gutes Produkt anzubieten, das den Kunden zufriedenstellt und dabei die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt. Da ich selbst mit meiner Ausbildung nicht direkt aus der Versicherung komme, habe ich mich erstmal genauer mit der Branche selbst auseinander gesetzt: Lange Verträge auf Papier wohin man blickt, alles dauert lange und vor allem Strukturen, die eindeutig mehr Agilität vertragen können.

Dabei will ich auf keinen Fall alle Akteure der Branche über einen Kamm scheren und Sachverhalte zu plakativ und anprangernd darstellen. Es gibt so viele innovative Köpfe in allen Sparten, wir müssen einander nur finden!

Einer für alle und alle für die Vision

Rhinozerus vor grünem Hintergrund

Die Musketiere sind ja ziemlich cool. Ein Team eben. Für mich ein unglaublich wichtiger Aha-Effekt zur Zeit der Gründung von Segurio: Du musst nicht alles alleine machen. Es ist gut, wenn man sich die richtigen Enthusiasten ins Boot holt, viel spricht, seine Vision teilt. Im stillen Kämmerlein allein zu plotten, entspricht uns Menschen am Ende nicht. Es liegt in unserer Natur, dass wir uns freuen, wenn sich andere mit uns freuen. Die Grundeinstellung gilt auch im Business.

Auch die Perspektive-Lupe gehört ganz klar zu meinem persönlichen Learning. Am Anfang dachte ich: „Mach einen Plan und befolge ihn. Auf A folgt B.“ In der Theorie beginnst du so – dann merkst du aber schnell, dass es Anpassungen braucht: Behalte dir daher genügend Luft umzudenken, flexibel und motivierend zu sein.

Ich wage sogar die folgende These: Ein genauer Plan mit Abfolge von „das machen wir so – dies dann so“ funktioniert nicht. Das sind Ansätze eines unspektakulären Systems, das sich durch Ungelenkigkeit hervortut und eben nichts Neues entstehen lässt. Abgesehen von dem Code im Hintergrund – der basiert natürlich schon auf einer Sprache und Grammatik.

Denken wir also eher im Superheld*innen Spirit: Wir lernen jeden Tag dazu und lösen so das Unmögliche ganz einfach. Ich habe selbst noch nicht programmiert und konnte mir daher nicht vorstellen, wie lange das Programmieren eines Backends und einer Webseite dauert. Die Kernthematik der berufsfremden Einschätzungen kennt man aus anderen Bereichen, zum Beispiel wenn man glaubt, dass man sich selbst die Haare schneiden kann oder das Badezimmer renovieren, weil so „kompliziert“ könne dies nicht sein. Man braucht aber für alle Aufgaben Profis, nur so erreicht man ein gutes Ergebnis.

An Anfang und Ende: die Kunden

Es war klar, wie unser Kundenservice funktionieren sollte. „Bloß nicht so wie bei den Anderen!“ Der Kunde sollte bei uns keine Nummer sein, sein Anliegen sollte schnell beantwortet werden, jeder Schadenfall in Blitzgeschwindigkeit abgewickelt. Das ist auch noch heute unser tägliches Ziel, allerdings ist es viel herausfordernder als gedacht. Jeder Kunde ist individuell, eine digitale Lösung muss mit einem persönlichen Service kombiniert werden. Sonst sind wir alle nur mehr Maschinen und Nummern.

Dennoch: Hier unbedingt nichts persönlich nehmen – das ist meine größte tägliche Herausforderung. Wieso schreiben Kunden nicht ‚Hallo‘ oder ‚Danke‘? Wieso kommt auch mal ein F**Off? Irgendwann begriff ich, dass dies offenbar daran liegt, dass die Kunden nicht davon ausgehen, dass sich ein realer Mensch zurückmeldet, der ihnen tatsächlich schnell helfen möchte.

Bei uns bleibt übrigens ein Mitarbeiter, sofern irgend möglich, für einen Kunden zuständig. Das war ein Beispiel unseres Learnings.

Umdenken in der Community

Als Insurtech ist man klein und flexibel und dann denkt man schnell, alle anderen würden genau so arbeiten wie man selbst. Stimmt nicht – wir mussten lernen, dass auch große Player im Markt gerne würden, aber oft nicht können (oder zumindest nicht so schnell können). Zu viele Interna müssen zuerst auf Strecke gebracht werden, bevor überhaupt ein Fünkchen Licht am Horizont erstrahlen kann: Die Strukturen müssen erst einmal voll in Bewegung kommen.

Dies bedeutet aber nicht, dass sich das Warten nicht lohnt. Ein starker Partner hat unglaublich viel Know-How im Gepäck und weiß auch, was er an einem kleinen, agilen Digitalunternehmen hat. Denn Innovation hat immer etwas mit Austausch zu tun. Große und Kleine lernen von einander gleichermaßen. Ich habe einmal öffentlich gesagt: „Nur weil jemand einen Kapuzenpulli in der Vorstandsetage trägt, heißt das noch lange nicht, dass auch digital gedacht wird.“ Diese Aussage ist auf viel Resonanz gestoßen. Das hat mich damals unglaublich gefreut, weil nur so kommen wir ins Gespräch und können Neues entwickeln.

Ich bin umgeben von Frauen, die kreativ und digital an neuen Lösungen arbeiten: Sie entwickeln Apps für den Kunstmarkt. Sie machen sich selbstständig und zeigen Haltung mit einer Consulting Firma speziell für Mutter-Kind Versicherungsfragen. Sie planen in Großkonzernen die genialsten Digitalstrategien. Gerade im InsurTech-Bereich gibt es für Frauen noch so viele Möglichkeiten, wie der Artikel von Ursula Deschka gezeigt hat. Lassen wir uns die Chance nicht entgehen, diese Optionen gemeinsam aktiv zu gestalten!

Das war der erste Beitrag unserer Reihe „InsurTech Insights“! In diesem Format teilen Gründer*innen der Insurtech-Szene Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie in ihrem Arbeitsalltag gewonnen haben – zusammen mit ihren Visionen und Hoffnungen für die Zukunft. Du hast auch Learnings, die du mit dem NPN-Netzwerk teilen möchtest? Dann schreib uns eine Mail!

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