FemTech – mehr als nur ein Modebegriff?

Auch in diesem Jahr setzt der internationale Frauentag ein Zeichen für die Bedeutung von Frauen auf dem gesamten Planeten. Und für die weiterhin bestehende Notwendigkeit von Bemühungen für eine vollständige Gleichberechtigung. Unter dem Motto #breakthebias wird für eine Welt frei von Vorurteilen und Diskriminierung geworben, von denen insbesondere Frauen betroffen sind. So werden Frauen weiterhin nicht nur sozioökonomisch benachteiligt, wie der Gender Pay Gap zeigt. Durch die starke Orientierung medizinischer Forschung am stereotypisierten männlichen Körper, erfahren Frauen auch im Bereich der körperlichen Gesundheit Nachteile. Passend zum internationalen Frauentag geben wir daher einen Einblick über sogenannte FemTechs, die sich dem Thema weiblicher Gesundheit widmen. Wir erklären, was unter FemTechs zu verstehen ist, welche Debatte sie auslösen und wie sie nicht nur den Gesundheitsmarkt revolutionieren können.

Was ist ein FemTech?

Der Begriff Female Health Technology (FemTechs) wurde erstmals 2016 bekannt, als ihn die Gründerin Ida Tin im Kontext ihrer Perioden Tracking App „Clue“ prägte. Als ihr klar wurde, dass männliche Investoren Schwierigkeiten damit hatten, über Produkte speziell für den Frauenkörper zu diskutieren, versuchte sie, mit der Einführung eines neutralen Wortes Raum mehr Verständnis  zu schaffen. Als Unterkategorie der HealthTechs – heben FemTechs die Gesundheitsbedürfnisse der Frauen durch technologische Lösungen hervor. Zu den Gesundheitsprodukten zählen eine Reihe frauenspezifischer Themen, etwa Menstruation, Schwangerschaft, Menopause und die sexuelle Gesundheit. Aber auch Themen, die die mentale Gesundheit betreffen oder Krankheiten, von denen Frauen überproportional betroffen sind, spielen eine wichtige Rolle. Durch einen Wandel des Diskurses wurden in den letzten Jahren Themen zu sozialer Gleichberechtigung von Frauen prominenter, wie an der Einführung verbindlicher Frauenquoten für DAX-Unternehmen ablesbar ist. Aber auch die besonderen gesundheitlichen Herausforderungen von Frauen geraten zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit. Inzwischen gibt es weltweit über 200 FemTech-Start-ups und mehr als 3000 FemTech-Apps.[1]

Darüber hinaus stehen FemTechs nicht nur für digitale und analoge Anwendungen. Vielmehr möchten sie ein Female Empowerment bewirken, indem sie sich bewusst mit dem weiblichen Körper auseinandersetzen. Durch Sensibilisierungskampagnen, beispielsweise zu Endometriose oder zur gemeinhin tabuisierten Menstruation, werden diese Themen normalisiert und damit von ihrer schambehafteten Aufladung befreit. Diese neugewonnene Offenheit soll weibliche Nutzer:innen darin bestärken ihre eigene Gesundheit proaktiv zu schützen.

Die FemTech-Debatte

Als der Begriff Ende 2016 langsam die Runde machte, löste er eine Debatte aus. Immer wieder kam die Frage auf, warum diese Angebote als rein weibliche Probleme bezeichnet werden. Einige Gründer:innen fühlten sich unwohl und befürchteten, dass ihre Innovationen als Diversity-Phänomene oder Randlösungen degradiert werden. Stattdessen wollten Gründer:innen eher, dass ihre Angebote als Biotech oder HealthTech bezeichnet werden. So führe die Betonung der weiblichen Nutzerschaft der Lösung („Fem“) zu einer stillen Akzeptanz des sozialen Fokus auf Männer und deren Besonderheiten. Während männliche Gesundheit normalisiert und im Rahmen von allgemeinen Health Techs behandelt wird, werden Gesundheitsanwendungen für die weibliche Hälfte der Bevölkerung durch den Zusatz „Fem“ als andersartig und marginal gekennzeichnet. Oder habt ihr schon mal etwas von MaleTechs gehört?

Ein wohl treffendes Beispiel ist die „Pink Tax“. Dabei handelt es sich um den Mehrpreis für Produkte, die speziell auf ein bestimmtes Geschlecht ausgerichtet sind. Traditionell handelt es sich hier um Produkte, die für Frauen hergestellt wurden und eine Preiserhöhung implizieren. Marketing, welches das Gegenteil bewirkt! Eine Studie der Havard Business School (2019) fand heraus, dass Frauen genderspezifische Produkte eher abschreckend statt anziehend finden.[2] Besteht diese Abneigung nun auch gegenüber dem Begriff FemTech?

Im Gegenteil – mit einem übergeordneten Begriff bekommt die Gesundheit von Frauen die notwendige Aufmerksamkeit. Es impliziert aber nicht, andere Individuen im Geschlechterspektrum abzulehnen, sondern soll deutlich machen, dass der Gesundheit von Frauen eine Bedeutung beigemessen werden muss, die andere Branchen in der Vergangenheit kaum eingeräumt haben.

Investitionen, die sich lohnen

Bis heute ist auf FemTech-Finanzierungsrunden eine gewisse Zurückhaltung von Geldgebern wahrzunehmen.  Nicht selten werden FemTechs von Frauen gegründet. Investoren dagegen sind allermeist Männer. Doch gibt es auch FemTechs, die Erfolgsgeschichten zeigen, nach denen sich die Branche sehnt. Hier einige Beispiele:

  • Clue App – hat 2021 die FDA Zulassung erhalten und erreichte ein VC von 1 Mrd. Dollar
  • Elvie – konnte in ihrer Series-C-Finanzierungsrunde Investitionen von 97 Mio. Dollar verzeichnen
  • Ava – hat 2018 eine 30 Mio. Dollar schwere Finanzierung erhalten

Doch das Wachstum des Marktes ist nicht auf diese Beispiele beschränkt. Nicht nur nutzen Frauen häufiger digitale Tools zur Bewahrung ihrer Gesundheit. Sie verfügen dabei auch über eine höhere Zahlungsbereitschaft als Männer.[3]

Besonders in Entwicklungsländern und durch die wachsende Prävalenz chronischer und infektiöser Krankheiten bietet die FemTech-Branche ein hohes Potential für Investoren. Trotzdem fließen nur vier Prozent der weltweiten Forschungsausgaben in die Gesundheit von Frauen. Dies zeigt sich auch in den Investitionen der letzten Jahre: 2019 lag das Finanzierungsvolumen für FemTech-Start-ups bei über 590 Mio US-Dollar.[4] 2021 konnte dagegen zum ersten Mal die 1,2 Milliarden US-Dollar Marke überschritten werden. Schätzungsweise werden FemTechs bis 2027 eine 60 Milliarden Dollar Industrie sein.[5] Laut BCG Digital Ventures (BCGDV), eine Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group (BCG), wird sich bereits 2022 als das Jahr der FemTechs hervortun.[6]

An Tagen wie diesen

Sicher erhalten genderspezifische Fragen am heutigen internationalen Frauentag eine besondere Aufmerksamkeit. Doch es steht außer Frage, dass die Debatten zur Gleichberechtigung von Frauen verdienen, zum alltäglichen Gesprächsthema zu werden. Auch wenn hinsichtlich der Benachteiligungen in Einkommen und Gesundheit von Frauen noch ein weiter Weg gegangen werden muss, ist spürbar, dass das öffentliche Interesse hieran längst nicht mehr auf Tage wie diese begrenzt ist. Der sich ständig vollziehende kulturelle Wandel wird auch die Branche der FemTechs in ihrem Wachstum unterstützen.

[1] https://projektzukunft.berlin.de/news/news-detail/deep-dive-18-femtech-in-berlin

[2] https://hbswk.hbs.edu/item/chick-beer-for-women-why-gender-marketing-repels-more-than-sells

[3] https://www.atlas-digitale-gesundheitswirtschaft.de/femtech-genderspezifische-versorgung-mit-grossem-marktpotenzial/

[4] https://www.brainwave-hub.de/post/brainwave-femtech-special

[5] https://www.digitaljournal.com/pr/femtech-market-growth-global-survey-analysis-share-company-profiles-and-forecast-by-2027#ixzz7MIQyMz8U

[6] https://www.healthcareitnews.com/news/emea/care-anywhere-new-normal-according-industry-report

Autor:innen

Pascale Ullmann ist Head of Digital Solutions beim New Players Network

Max Krause ist Community Architect beim New Players Network.

Wenn ihr mehr über HealthTechs erfahren wollt, schaut euch hier die neue Blogreihe der Versicherungsforen Leipzig an.

Foto: Lindsey LaMont // Unsplash

„Es ist der Mensch, der zählt“ – InsurTech-Insights von CyberDirekt

Seit dem Markteintritt in 2018 hat sich CyberDirekt von einem Vergleichsrechner für Cyber-Versicherungen zur mittlerweile führenden Plattform für Versicherungsmakler entwickelt. Der jüngste Coup der Berliner*innen: CyberDirekt hat Ole Sieverding zum Co-Geschäftsführer bestellt. Der langjährige Produktverantwortliche für die Cyber-Versicherung beim Spezialversicherer Hiscox ist im Oktober zu CyberDirekt an die Spree gewechselt.

Hanno Pingsmann, Gründer und Geschäftsführer, hat damit die Expertise des Unternehmens im Cyber-Versicherungsgeschäft noch einmal deutlich erhöht. Die Berliner*innen können mit dem Know-how aus Versicherersicht und den langjährigen Erfahrungen aus dem Underwriting bei individuellen Versicherungsausschreibungen ihren Beratungshorizont noch einmal signifikant erweitern. Als Doppelspitze sehen sich Pingsmann und Sieverding angesichts der zunehmenden Marktverhärtung im Bereich der Cyber-Versicherungen bestens aufgestellt und werden auch die Plattform für Versicherungsmakler weiter ausbauen.


Starkes Wachstum

CyberDirekt ist auf einem extremen Wachstumspfad, rechnet für 2021 mindestens mit einer Verdreifachung des Prämienvolumens. Dem wird durch eine Verdopplung des Personals bis Ende 2022 Rechnung getragen. Auch die Anzahl der Makler*innen, die die Vergleichsplattform von Cyberdirekt nutzen, ist auf über 1.200 angestiegen. Dadurch hat sich, auch im Nachgang der Pandemie und der starken Cyber-Attacken der letzten Zeit, die Anzahl der den Kund*innen zugestellten Vergleichsangebote in nur einem Jahr mehr als verdoppelt. Die gerechneten Angebote über die Plattform sind seit Beginn der Corona-Pandemie auf 240 Prozent gestiegen. Auch der Markt hat sich verändert: Die Abschlussbereitschaft ist ebenso gestiegen wie die Bereitschaft der Makler*innen und ihr Know-how – das alles hat die Produktivität bei den Berliner*innen enorm gesteigert. Denn es ist immer ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren: Zum einen ist die Awareness bei Industrie und Gewerbe gestiegen, zum anderen die Aktivität der Makler*innen und auch die Produkte werden immer passgenauer.

Das Geschäftsmodell hat sich bewährt und kommt jetzt in dieser härteren Marktphase zum Fliegen. Die Makler*innen sind gezwungen, den Kund*innen mehrere Angebote vorzulegen, da auch Versicherer durch die Erfahrungen und die Schadenfälle deutlich restriktiver werden. Da bietet CyberDirekt die passenden Antworten – quasi auf Knopfdruck.

Die Arbeit bei CyberDirekt

Die Menschen hinter CyberDirekt sind bodenständig und das Arbeitsklima familiär. Man wollte nie ein „hippes” Start-up sein. Das passt weder zu den Menschen, noch zu den ernsthaften Aufgaben. Aber das ist es nicht, was die Berliner Expert*innen ausmacht, stattdessen liegt ihre Kompetenz darin Makler*innen bei der Vermittlung von Cyber-Versicherungen an KMUs zu unterstützen und in speziellen, individuellen Fällen auch selbst auf die Suche nach dem passenden Versicherungsschutz zu gehen.
New-Work wird auch bei CyberDirekt gelebt – es gibt flexible Arbeitszeitmodelle und auch Remote-Arbeit ist unabhängig von den Corona-Restriktionen möglich. Schließlich will man für Mitarbeiter*innen auch bundesweit ein attraktiver Arbeitgeber sein. Angestellte, die außerhalb von Berlin leben, haben die Möglichkeit, nach Absprache komplett remote zu arbeiten. Trotzdem wird das regelmäßige gemeinsame Zusammenkommen im Berliner Büro gepflegt.
In der Erprobung ist gerade ein neuer Einstellungsprozess – vollkommen digital und hürdenfrei.

CyberDirekt verzichtet dabei zunächst bewusst auf Lebensläufe und Anschreiben. Es ist der Mensch, der zählt, die Einstellung zur Arbeit und die eigene Motivation.

Die Idee hinter CyberDirekt

Das Produkt „Cyber-Versicherung” wird in Deutschland seit 2011 angeboten. Mehrere Jahre hatte sich Hanno Pingsmann mit der Idee beschäftigt, ein InsurTech-Start-up zu gründen, das den wachsenden Bedarf nach Cyber-Versicherungsschutz und Präventionsmaßnahmen decken kann. Wie der Zufall es wollte, war er im März 2017 zu Gast bei der ersten Cyber-Versicherungskonferenz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dort hat der Verband Rahmenbedingungen für die Cyber-Versicherungen in Deutschland vorgestellt. Bei der Konferenz waren Teilnehmer*innen von Versicherern und großen Maklern zugegen, jedoch kein einziger Gründer und auch keine Gründerin. Pingsmann spürte, dass genau dort der Startschuss für einen neuen Produktbereich gegeben wurde – doch im alten Rahmen.

Hier war die Chance, an der Startlinie zu stehen und das Rennen mitzubestimmen.

Nach einem Anruf bei einem bekannten Business-Angel am selbigen Tage war die Idee in trockenen Tüchern, der finanzielle Start so gut wie zugesagt und von da an wuchs die Idee und kurze Zeit später war CyberDirekt gegründet.


Der Autor

Hanno Pingsmann ist Geschäftsführer von CyberDirekt mit Sitz in Berlin. Der Cyberexperte hat CyberDirekt im Mai 2017 als erste digitale Beratungsplattform für den Abschluss von Cyberversicherungen für Makler gegründet – Zielgruppe KMUs. CyberDirekt bietet einen Vergleichsrechner für Cyberversicherungen von 15 Versicherungsgesellschaften an. Mit dem Abschluss über CyberDirekt erhält der Versicherungsnehmer die ideale Cyberversicherung für sein Unternehmen. Zusätzlich bietet CyberDirekt ein umfassendes kostenfreies Präventionspaket. Dieses beinhaltet ein selbst entwickeltes Security Awareness Training für den Versicherungsnehmer und seine Mitarbeiter sowie weitere Präventionsleistungen wie den Websecurity-Check und den Phishing-Simulationstest.

Lust auf mehr InsurTech-Insights? Dann schaut doch mal, was die Gründerin von Segurio über neue Wege und Frauen in InsurTechs zu sagen hat.

Eure Möglichkeit ganz groß rauszukommen! | Messekongress IT

Ihr wolltet euer Start-up schon immer mal auf großer Bühne vorstellen und habt keine Angst vor Lampenfieber?

Dann nutzt die Möglichkeit und bewerbt euch auf eine 7-minütige Pitch-Session vor mehr als 400 Teilnehmern auf dem Messekongress IT der Versicherungsforen Leipzig, der am 24. und 25. November in Leipzig stattfindet. Mit dabei sind viele spannende Aussteller und spannende Vorträge: Erfahrt zum Beispiel, was die Versicherungsbranche mit Netflix und Spotify gemein hat.

Ihr habt Interesse? Dann schickt eure Bewerbung bis zum 28. August an Robert!

Denn was gibt es schöneres als Networking nach all der Zeit des Home Office und des Social Distancing? (Inklusive Hygienekonzept natürlich 😉)

Wir sind schon ganz gespannt und freuen uns auf euch!

Last call: Die Bewerbungsfrist wurde auf den 11. September verlängert, also keine Ausreden mehr, wir freuen uns auf eure Bewerbung!

Bild: Unsplash / Kane Reinholdtsen & Logo MK IT der Versicherungsforen Leipzig

Time to say goodbye | Sascha zieht weiter

Nach all den erfreulichen Neuzugängen unserer NPN-Family heißt es nun auch einmal Abschiednehmen. Unser NPN-Urgestein Sascha, Mitgründer und Gesicht des New Players Network, zieht weiter.

Wie viel Zeit und Arbeit Sascha in den Aufbau des NPN seit der Gründung im Mai 2016 hineingesteckt hat, können wir kaum in Worte fassen. Heute stehen wir vor einem unglaublichen Netzwerk, das aus 135 spannenden, innovativen und einmaligen New Playern besteht, die die Versicherungsbranche revolutionieren und das haben wir zu einem großen Teil dir zu verdanken, Sascha!

Also, danke für die gute Zeit, das viele Lachen, deine unverblümte offene Art und auch das ein oder andere Bierchen mit dir! Wir wünschen dir alles Gute für deine zukünftigen Pläne, und hoffen, dich auf dem ein oder anderen Event wiederzusehen! Dein Ticket für den Partnerkongress der Versicherungsforen am 4./5. März 2021 hast du ja bereits sicher! 😉

Falls ihr immer schon einmal wissen wolltet, welcher Player Saschas All-Time-Favorite ist und was sein größter Fehlkauf war, sollte hier unbedingt mal reinschauen:

Give up or scale up: Start-ups in der Corona-Krise

Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise stellen insbesondere junge Geschäftsmodelle vor existenzielle Herausforderungen. Mit welchen konkreten Folgen müssen Start-ups rechnen – und auf welche Chancen können sie bauen?

Lock-down = Knock-down?

Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen sind schon jetzt, ohne dass sich ein Ende der Krise seriös prognostizieren lässt, immens. Die Wertschöpfung ganzer Branchen kommt zum Erliegen, weil Lieferketten zusammenbrechen, Dienstleistungen nicht mehr erbracht werden können oder die Nachfrage der Kunden schlichtweg nicht mehr vorhanden ist. Diese Auswirkungen betreffen natürlich auch Start-ups – und das auf unterschiedlichen Ebenen.

Einerseits kann das Geschäft direkt betroffen sein, sodass Nachfrage und Absatz selbst einbrechen. Start-ups, die das gerade massiv betrifft, sind natürlich jene, deren Geschäftsmodell auf Branchen wie z. B. der Reiseindustrie oder der Gastronomie fußt oder generell sehr analog aufgestellt ist. Andererseits werden auch Investments noch unsicherer und weniger selbstverständlich als bisher. Investoren, deren Branche selbst direkt von der Krise betroffen ist, müssen sich auf die eigene Situation und das Kerngeschäft fokussieren. Die Folge: Viele Investoren sind extrem vorsichtig geworden, ein sogenannter investment freeze belastet die Start-up-Landschaft. Hier liegt es nahe, sich mit weiteren Finanzierungsansätzen intensiver auseinander zu setzen. Die klassische Kreditfinanzierung kann in gewissen Entwicklungsphasen genauso eine Option sein, wie die verschiedenen Formen des Crowdfundings. Auch sollte im Auge behalten werden, welche Förderungen das BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) oder andere Institutionen bereitstellen werden. Natürlich ist der Kapitalbedarf sehr stark von der aktuellen Entwicklungsphase eines Start-ups und der eigenen Wachstumsstrategie abhängig. Dennoch kann und muss jedes Unternehmen, also auch Start-ups, die eigene Kostenstruktur und geplanten Investitionen kritisch hinterfragen, um so die Liquidität möglichst lange zu gewährleisten.

Corona als Entwicklungsbeschleuniger

e-bot7 entwickelt den „Corona Chatbot“

Erfreulicherweise gibt es in solchen Zeiten auch Unternehmen, die an Fahrt aufnehmen. Eine Krise birgt Chancen für Unternehmen mit neuen, aber auch bestehenden Geschäftsmodellen: Start-ups, deren Geschäftsmodelle in Bereichen wie Collaboration, E-Learning, Telemedizin oder Digitaler Vertrieb angesiedelt sind, erfahren in Phasen wie diesen einen Schub für ihre Value Proposition. Gleichzeitig erhält das Thema Digitale Plattformen noch mal eine ganz neue Gewichtung, weil sie über Initiativen wie #supportyourlocal anderen Unternehmen die Möglichkeit geben, ihre Produkte und Services weiterhin anzubieten – oder per se ein gutes „krisenfestes“ Geschäftsmodell haben. Wer so scheinbar völlig unberührt von der Krise seinen Umsatz vervielfachen und entsprechende Investments einsammeln konnte, ist Schüttflix, die mit einem der analogsten Güter, die man sich vorstellen kann, handeln: Schüttgut. Auch hier ist der Plattformgedanke ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die aktuelle Entwicklung.

Ähnlich haben InsurTechs, deren Geschäftsmodelle sich im Kern mit digitalen Plattformen beschäftigen, eine sehr gute Ausgangslage, um auch derzeit weiter an Marktbedeutung zu gewinnen. So kann z. B. Wefox darauf bauen, dass ihr Geschäftsmodell, das sowohl Kunden als auch Versicherer und insbesondere Makler adressiert, keinen Einbruch befürchten muss, sondern vielmehr an Bedeutung gewinnt. Die hohe Kunst ist sicherlich, das eigene Geschäftsmodell und die Strategie unter den gegebenen Umständen zu pivotieren. Da es weniger bekannte und vorhersehbare Parameter gibt, an denen sich eine Anpassung der Unternehmensausrichtung orientieren kann, erscheint das in der aktuellen Phase schwieriger denn je. Umso wichtiger ist es, neue Zielgruppen, Geschäftsfelder und Use Cases schnell zu identifizieren und eng am Kunden zu entwickeln.

Auch hier gibt es Beispiele aus produzierenden Branchen, wie Jungfeld, die für schrille Socken bekannt sind und kurzfristig auf die Produktion von Masken umgestellt haben. Aber auch Technologie- und Service-Start-ups können ihr Geschäftsmodell auf besondere Herausforderungen in der Krise einstellen. So könnten z. B. Chatbot-Anbieter den validen Use-Case aufgreifen, „Corona-begründete“ Kundenkommunikation zu unterstützen, indem sie hochfrequente Kundenfragen effizient mit Hilfe eine Chatbots beantworten lassen. Ein Start-up, welches in diese Kerbe schlägt ist z. B. e-bot7.

Egal welchen Herausforderungen sich Gründer dieser Tagen gegenübergestellt sehen, unternehmerische Tugenden wie Mut, Ausdauer sowie Innovationsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind aktuell mehr denn je gefragt. Wir sind davon überzeugt, dass viele der uns bekannten Start-ups gestärkt aus der Krise hervorgehen werden.

Habt ihr euer Geschäftsmodell im Zuge der Corona-Krise umgestellt oder einen spannenden Use Case geschaffen? Dann schreibt uns eine Mail und wir werden darüber berichten. Wir freuen uns auf eure Erfahrungen!

Bilder: Unsplash / Makenna Entrikin, e-bot7

Unser Rockstar 2019 kommt aus Leipzig

Auf dem Partnerkongress der Versicherungsforen Leipzig tauschen sich die Teilnehmer über aktuelle Innovationen und Trends in der Versicherungsbranche aus.

Knapp 300 Augenpaare richteten sich am vergangenen Donnerstag auf die Pitch-Bühne, auf der die diesjährigen Rockstar-Anwärter ihre innovativen Geschäftsmodelle vorstellten. Im Rahmen des Partnerkongresses der Versicherungsforen Leipzig haben wir bereits zum dritten Mal unter den FinTechs, InsurTechs und HealthTechs den Rockstar Award vergeben.

Wer den Titel „Rockstar 2019“ mit nach Hause nehmen durfte und gegen welche starke Konkurrenz er sich durchsetzen konnte, erfahrt ihr hier.

Acht Start-ups, drei Minuten Pitch,
zwei Minuten Juryfragen

Die Start-up-Pitches fanden in dem traditionsreichen Barocksaal der Salles de Pôlogne in Leipzig statt. Eröffnet und begleitet wurden die beiden Pitch-Battle-Runden von unserem Head of Network Sascha. Die Regeln waren wie immer strikt: Pro Pitch gab es nur drei Minuten Präsentationszeit, anschließend mussten sich die Start-ups den Fragen der Jury stellen. Acht Start-up wagten sich auf die Pitch-Bühne.

Die Rockstar-Anwärter 🥊

  1. Conversational AI – Dialog zwischen Mensch und Maschine für die Vertriebs- und Kundenservicekommunikation
    Cognigy GmbH  (Marc O. Schneider, Head of Business Development)
  2. Der Physiotherapeut für die Hosentasche: sensorgestützte Therapieübungen für Patienten
    eCovery GmbH (Marcus Rehwald, CEO)
  3. Digitaler Vertragscheck mit PSD2-konformen Kontoinformations- und Zahlungsauslösedienstleistungen
    FinTecSystems GmbH (Philip Opitz, Business Development)
  4. Insurance Engine TIE – eine Software-as-a-Service-Plattform zur digitalen Abbildung des Versicherungsprozesses
    Paladino Insurtech AG (Roman Hofmann, CEO)
  5. Bild- und Videodatenverarbeitung & Machine Learning zur Analyse von Echtzeit-Verkehrssituationen
    Peregrine Technologies GmbH (Dr. Steffen Heinrich, Founder & CEO)
  6. Graphbasierte, digitale Beratungslösungen für die Versicherungs- und Bankenbranche
    riskine GmbH (Dr. Ralf Widtmann, CEO)
  7.  Bündelung verschiedener digitaler Gesundheitsdienste in einer Anwendung
    Thryve (mHealth Pioneers GmbH) (Friedrich Lämmel, Co-Founder & CEO)
  8. Rechtsverbindliche eSignatur-Lösungen zum Vertragsabschluss
    Yousign SAS (Dominik Drechsler, Country Head Germany)

Doch nicht nur die Rockstar-Anwärter durften ans Mikrophone. Als Special Guest begrüßten wir auch den Rockstar-Titelverteidiger 2018: Nect. Carlo Ulbrich, Co-Founder & Chief Sales Officer der Nect GmbH, plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen und gab dem Publikum nützliche Kniffe und Tricks, um am Start-up-Himmel zu bestehen: „Wir hatten das Glück, dass wir oft zur richtigen Zeit am richtig Ort waren. Wir haben auch an einigen mistigen Veranstaltungen teilgenommen und uns einige Schellen abgeholt, aber das hat uns die letzten drei Jahre geformt und uns geholfen, uns weiterzuentwickeln.“

Lasst die NPN-Dollars $ entscheiden!

Aber zurück zu den Pitches. Wer darf den Rockstar Award dieses Jahr mit nach Hause nehmen? Darüber entschied nicht nur unsere dreiköpfige Jury, bestehend aus Fabian Leipelt, Principal von WestTech Ventures, Felix Josephi, Geschäftsführer bei PIRATEx, und Dr. Moritz Finkelnburg, Mitglied des Vorstands bei der BGV  / Badische Versicherungen, sondern auch das fachkundige Publikum. Und das mit einer Stimmabgabe der besonderen Art: mit NPN-Dollarscheinen. Jeder Teilnehmer des Partnerkongresses erhielt 1.500 NPN $, die er auf seine favorisierten Start-ups verteilen konnte. Die Jury hingegen musste sich entscheiden, an welche drei Favoriten sie 50.000 NPN $, 30.00 NPN $ und 25.000 NPN $ vergeben.

🏆 And the Rockstar goes to…

Blick von der Abendveranstaltung im Restaurant Felix

Bei der Abendveranstaltung über den Dächern von Leipzig wurden die Dollarscheine ausgezählt und die Siegertreppchenbelegung verkündet.

🥉Platz Nummer 3 durfte Thryve belegen.
🥈 Die Silbermedaille erhielt Yousign.
🥇 Und zum Rockstar 2019 wurde… *Trommelwirbel* mit satten 122.000 NPN $ eCovery gekürt. Das Start-up aus Leipzig unterstützt als „Physiotherapeut für die Hosentasche“ Patienten mithilfe von sensorgestützten Therapieübungen bei der Genesung. Ein Kit, bestehend aus einer Basis-App und spezifischem Reha-Modul sowie zwei Bewegungssensoren für das zu behandelnde Gelenk, assistiert bei der korrekten Ausführung der Übungen. Spannendes Geschäftsmodell. Wir sagen Glückwunsch! 🎉

Wir haben uns Marcus von eCovery direkt nach der Siegerehrung zur Seite gezogen und ein kurzes Interview geführt.
Klickt gern mal rein!

Am Ende bleibt nur noch eins zu sagen: Für uns habt ihr alle gerockt! Herzlichen Glückwunsch von dem gesamten Team des News Players Networks und ein Riesendankeschön an alle Pitch-Teilnehmer!
Auf dem Blog der Versicherungsforen Leipzig findet ihr noch eine kurze Zusammenfassung des Partnerkongresses. Und wenn ihr den Tag noch einmal wie in Echtzeit erleben wollt, schaut gern auf unserem Twitter-Kanal vorbei!

So sehen Rockstars aus! (v.l.n.r. Jurymitglied Felix Josephi, Friedrich Lämmel von Thryve, Sascha Noack vom NPN, Rockstar Marcus Rehwald von eCovery, Dominik Drechsler von Yousign und Dr. Moritz Finkelnburg als Teil der Jury)

Fotos: New Players Network & Versicherungsforen Leipzig
Icons: Flaticon / monkik

Und es hat »zoom« gemacht! | Zoom Session Messekongress Kundenmanagement

Letzte Woche hat es »zoom« gemacht – in unserer Zoom Session „Starting-Up – das Kundenmanagement der Zukunft“ auf dem Messekongress Kundenmanagement in Versicherungen der Versicherungsforen Leipzig.

Reger Austausch in der Kongresshalle am Zoo in Leipzig Copyright © LxPRESS, Tilo Weiskopf

In kurzen, 10-minütigen Pitch-Runden präsentierten fünf eingeladene Start-ups ihre Geschäftsideen und stellen sich den Publikumsfragen zur praktischen Anwendung.

Welche Bedeutung Start-ups für das Kundenmanagement haben, kommentierte Theresa, unser NPN-Head of Transformation, in einem kurzen Video-Statement vor Beginn der Zoom Session. Anschließend führte sie uns durch das Programm der Pitches.

Eröffnet wurde die Session von Leon Schwarzott, Geschäftsführer der addBots GmbH. Getreu dem Motto mobile first erstellt sein Unternehmen für Smartphones maßgeschneiderte Conversion-Pages, aufgebaut wie Chats, bestückt mit passender Werbung und klaren Call-to-Actions für den Kunden. Lead Generierung einfach gedacht und an unser Nutzungsverhalten angepasst.

Max von baningo präsentiert den Beratungsfinder

Auf den Zug der digitalen Kundenkommunikation und -beziehung springt Maximilian Nedjelik, Co-Founder und Geschäftsführer der baningo GmbH (NPN-Mitglied), auf. Sein Start-up geht dem Kundenwunsch nach dem persönlichen Kontakt zum Berater, besonders im Online-Bereich, nach. Mit der White-Label-Lösung baningo select wird dem Kunden eine Kombination aus digitaler Präsenz und persönlicher Interaktion mit dem jeweiligen Kundenberater geboten.

Dominik Deimel, Gründer und CEO der comuny GmbH, gab dem Publikum einen Einblick in die Welt der rechtssicheren und komfortablen Authentifizierung von Personendaten. Der Online-Selfservice bietet die Verifizierung unterschiedlicher persönlicher Merkmale wie Alter, Geburtsdatum, Versichertenstatus etc., um so Registrierungs- und Login-Prozesses zu vereinfachen und Daten entsprechend zu schützen.

Unser Plakat für das Start-up MJOO

Anschließend durften wir ein weiteres NPN-Mitglied, Flixcheck, auf der Bühne begrüßen. Founder und CEO David Simons präsentierte live die Web Applikation Flixckeck als B2C-Kommunikationstool und selbsternannten Allrounder für die alltägliche Kundeninteraktion. Die Kommunikation zwischen (Versicherungs-)Unternehmen und Kunden findet per SMS, E-Mail oder Messenger statt – Kommunizieren ohne eine zusätzliche App auf dem Smartphone-Screen.

Last but not least wurden Videoformate als Chance in der Kundenkommunikation thematisiert. Dennis Grönger, Business Development und Sales Mitarbeiter der MJOO GmbH, stellte die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten personalisierter & individualisierter Videos für die zukünftige Kundenkommunikation vor. Speziell auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittene Videos können als Beratungs- und Angebotsunterstützung herangezogen werden und die individuelle Kundenansprache emotionalisieren.

Als Überraschung der Session erhielten alle teilnehmenden Jungunternehmen jeweils ein vom NPN individuell gestaltetes Plakat, welches Geschäftsmodell und Key Facts des Start-ups abbildet und als Informationsgrundlage für Folgegespräche genutzt werden konnte.

Wir danken allen Teilnehmern für die interessante Zoom Session!

Titelbild: Unsplash / Marcos Luiz Photograph

Bilder: Tilo Weiskopf / LxPRESS & Romy-M. Ulrich / New Players Network

 

MTPitch – das Leipziger Start-up Battle

Am vergangenen Mittwochabend hieß es in der Universität Leipzig: „Ready, set, pitch!“. Im MTPitch Battle traten acht Start-ups gegeneinander an und präsentierten Jury und Publikum ihre neuesten Innovationen. Organisiert wurde die Veranstaltung durch die Marketing-Studenteninitiative MTP. Teil der vierköpfigen Jury war neben Stefan Jenzowsky (Manging Director 2b AHEAD), Florian Arndt (Geschäftsführung und Regie Sons of Motion Pictures) und Kerstin Decker-Herzberg (Redakteurin LVZ) auch unser NPN-Head of Transformation Theresa Löwe.

Folgende Start-ups haben sich in den Pitch-Ring begeben:

  • Alife, eine PR-Initiative für In-vitro-Fleisch
  • besserMITTAG, der Mittagessenslieferant für Büros ohne eigene Kantine
  • CRONIMET, ein Metallrecycling-Unternehmen
  • food.de, ein Online-Supermarkt mit Lieferdienst
  • d25.io, ein KI-Tool für Social Media Marketing auf Instagram
  • martaflex, eine Plattform für zeitlich felxible Aushilfstätigkeiten
  • SingularIT, ein Start-up für Softwareentwicklung und IT-Beratung unter Einbindung von Machine Learning
  • triebwerk energy, ein junges Unternehmen, welches unterschiedliche Energy-Produkte auf Koffeinbasis anbietet

Full House beim MTPitch

In fünf-minütigen Pitches durften die Start-ups ihre Geschäftsmodelle vorstellen, die Jury kommentierte die Ideen, durfte allerdings keine inhatlichen Nachfragen stellen. Am Ende des Battles gab Florian Arndt, der Geschäftsführer von Sons of Motion Pictures, noch einen lebendigen Vortrag über seinen beruflichen Werdegang innerhalb der Filmbranche, ganz getreu dem Motto „Jeder fängt mal klein an“.
Anschließend stand die Abstimmung bevor. Welche drei Start-ups dürfen auf das Siegertreppchen? Das Publikum und die Jury gaben online und anonym ihre Stimmen ab.

 

Diese drei Jungunternehmen wurden als Gewinner des MTPitch-Abends gekürt:

🥉Platz 3 Alife 🥈 Platz 2 SingularIT🥇Platz 1 d25.oi 

Glückwunsch und allen Start-ups weiterhin viel Erfolg!

Beitragbild: Unsplash / Arisa Chattasa
Bilder: Romy-M. Ulrich / New Players Network

Finance-IT Innovation Award geht in die 8. Runde

Morgen, am 21. Mai 2019 ist es soweit: Der Finance-IT Innovation Award wird zum 8. Mal im Rahmen des Business Engineering Forums in St. Gallen verliehen.

„Call for digital innovations in the financial industry“

Worum geht’s? Unternehmen der Finanzindustrie,  FinTechs und InsurTechs aus dem deutschsprachigen Raum hatten die Chance, ihre innovativen Digitalprojekte und Services in den Kategorien „Ecosystems“ und „Innovative Technologien“ einzureichen. Der Award gilt als renommiertes Gütesiegel von Wissenschaftlern und Praktikern – und bietet gleichzeitig die Chance, die eigene Idee vor einem hochkarätigen Publikum aus Führungskräften der Finanzindustrie aus der DACH-Region zu pitchen. Mit dabei ist u.a. unser NPN- Mitglied Imburse (Kategorie „Ecosystems“).

Wir als NPN sind durch unseren Head of Transformation, Theresa, als Teil der Jury vertreten und freuen uns auf einen spannenden Tag mit kreativen Einreichungen!

Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es hier.

 

Bild: Unsplash / Clark Tibbs

„Ich hab’s verbockt…“ FuckUp Night Leipzig Vol. 34

Vermasselt, vergeigt, verbockt – Scheitern tut weh, und lehrt uns aber mehr als jede noch so gute Erfolgsgeschichte. Letzte Woche haben sich im Rahmen der FuckUp Night in Leipzig wieder mutige Speaker auf die Bühne gewagt, um über ihre größten Fail-Projekte zu berichten und diese mit der Leipziger Start-up-Szene zu teilen. Im kuscheligen Wohnzimmerambiente des Elsterartigs lauschten wir drei teils unterhaltsamen als auch Gänsehaut erregenden Scheiter-Stories.

Story #1: Ein hippes Café auf Bali ohne gültige Lizenz

Als erster Redner kommt Pascal nach vorn. Er ist erst vor Kurzem aus Bali zurückgekehrt, hat sich dort einen Traum erfüllt und ist schließlich aus dem Albtraum geflüchtet. Pascal beginnt mit den Worten: „Ich habe keine Präsentation vorbereitet. Ich stehe hier allein mit meinen Emotionen und meiner Story“. Im Mai 2017 hat er zusammen mit einem US-amerikanischen Kumpel ein hippes Café und einen Coworking Space im indischen Ozean eröffnet und viel in seinen Traum investiert. „Geld spielte keine Rolex“, sagt Pascal lächelnd, wenn auch leicht gezwungen. Er erklärt dem Publikum, dass sein Scheitern damit begonnen hat, dass er zu naiv an die Sache herangegangen ist und schlichtweg den falschen Leuten Vertrauen geschenkt hat. Leuten, die ihm gegen Geld die notwendigen Gewerbelizenzen und Arbeitsgenehmigungen auf Bali beschaffen wollten. Diese Papiere waren allerdings gefälscht oder wurden erst gar nicht geliefert. „Und so standen wir dann mit leeren Händen und einem illegalen Unternehmen da und ich musste in den Knast gehen“, schildert Pascal. „Das wünsche ich nicht meinem schlimmsten Feind.“ Nach fünf Tagen im indonesischen Gefängnis wurde Pascal von seinem US-Partner und seiner Familie freigekauft und sah sich gezwungen seinen Traum auf Bali aufzugeben. Vor drei Monaten ist er nach Deutschland zurückgekehrt. Mittlerweile gibt es einen potentiellen Käufer für sein zurückgelassenes Gewerbe, allerdings ist der Rechtsstreit aufgrund der fehlenden Papiere noch nicht abgeschlossen. „Wenn alles gut läuft, komme ich mit einem blauen Auge und ein paar 5.000 bis 10.000 Miesen davon“, sagt Pascal. Seine abschließende Message an das Publikum lautet: „Wenn ihr einen Traum habt, traut euch! Und traut euch auch zu scheitern, steht zu euren Fehlern! Und ganz wichtig: Gebt euch Zeit, wenn ihr ein Unternehmen aufbauen wollt, gerade im Ausland. Nehmt euch die Zeit die Sprache zu lernen und die Kultur zu verstehen.“

Story #2: Ärzte sind Halbgötter in Weiß, die mit einem Bein im Knast stehen

Als zweite Speakerin dürfen wir Julia auf der Club-Bühne begrüßen. Die junge Assistenzärztin gibt uns einen Einblick in die Fehlerkultur im medizinischen Bereich. „Neulich in der Notaufnahme…“, steht auf ihrer Präsentationsfolie. Julia berichtet, wie sie in der Notaufnahme einer Klinik eine falsche Diagnose stellte. Die fatalen Folgen blieben glücklicherweise aus, da der übernehmende Arzt relativ schnell die Lebensgefahr des Patienten erkennt. Er wird auf die Intensivstation gelegt und überlebt. „Danach habe ich richtig schlecht geschlafen“, sagt Julia und gibt dem Publikum zur Veranschaulichung des Falles noch einen kurzen Exkurs in die Anatomie von Krampfadern. Wenn medizinisches Personal einen Fehler macht, dann hat das weitreichende Folgen. Die junge Ärztin erzählt, wie es sich anfühlt, tagtäglich für Menschenleben verantwortlich zu sein. „Als Arzt steht man quasi immer mit einem Bein im Knast“, betont sie. „Ärzte werden immer als Halbgötter in Weiß gesehen, sind im Endeffekt aber auch nur Menschen, denen auch mal Fehler passieren.“ Julia zieht als Fazit ihres Fehldiagnose-Erlebnisses, dass der Erfahrungsaustausch mit Kollegen im Medizineralltag besonders wichtig ist. Sie fügt hinzu, dass auch der Eigenschutz stets an erster Stelle stehen sollte und Zeichen der eigenen Unterzuckerung oder Müdigkeit ernst genommen werden müssen.

Story #3: Content-Creation mit ausbleibendem Erfolg(sorgasmus)

Last but not least entführen uns das Duo Nadine und Liv in die Welt der Content-Generierung im Erotikbereich. Die beiden Content-Managerinnen kreieren Kommunikationsinhalte für die Plattform JOYclub. „JOYclub, das ist wie Facebook für Erotische“, sagt Nadine. 2017 haben die beiden Marketingexpertinnen den Sex- und Lifestyle-Blog Ohja!, als Sub-Brand des JOYclubs ins Leben gerufen. Mit kreativem Lesestoff rund um Liebe, Lust und Leidenschaft erleben sie einige Reichweiten-Höhepunkte. Sei es auf ihrem Blog, dem dazugehörigen Newsletter oder dem neu eröffneten YouTube-Kanal. „Die Clicks waren eindeutig da, nur die Anmeldungen auf unserer Hauptplattform JOYclub blieben aus“, berichtet das Duo. In den ersten Monaten begründeten die beiden diese Entwicklung mit den typischen Startschwierigkeiten und verfolgten weiter ihre Strategie. Auch nach externer Agenturhilfe und ausbleibendem Erolg mussten Nadine und Liv ihre Niederlage schließlich erkennen und sahen sich gezwungen ihr geliebtes Projekt im März 2018 ad acta zu legen. „Die Zeit danach ist einfach scheiße“, erinnert sich Liv. „Ich habe geweint, aber das Schöne war, ich habe nicht alleine geweint, sondern hatte um mich herum immer mein Team, das für mich da war.“ Die Content-Expertinnen nehmen die gescheiterte Kampagne allerdings mit Humor. Ihre Learning: „Am Scheitern kann man nur wachsen. Was wir dazugelernt haben? Wir haben stets die falsche Zielgruppe angesprochen. Aber die Ohja!-Inhalte sind immer noch online, wer mal Lust hat reinzuschauen.“

Bilder: Romy-M. Ulrich / New Players Network