Health Techs #3: Mentale Gesundheit

Als sie im Dezember das erste Mal Schnee vom Himmel hat fallen sehen, das Thermometer Minusgrade angezeigt hat und sie nach Daunenmantel und Stiefeln griff, war klar – der Winter ist da. Louisa zieht Mütze und Schal über und macht sich langsam, noch in der Morgendämmerung, auf ins Büro. Seit Anfang Oktober ist die Doktorandin auch wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Chemie-Fakultät. Obwohl ihre Doktorarbeit 25 bis 30 Stunden in der Woche schluckt, muss sie noch 20 Stunden die Woche Seminare vor- und nachbereiten, Professor:innen zuarbeiten, Klausuren korrigieren. Denn ihr Erspartes wird sie die nächsten Jahre kaum über Wasser halten. Ständiger Leistungsdruck, Stress, privater Kummer und Erfolgsdruck haben bei Louisa vor allem zu einem geführt: Depressionen.

Volkskrankheit Depression

Zu den typischen Symptomen einer Depression gehören neben gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen oder sogar suizidalen Gedanken auch körperliche Beschwerden wie Appetitmangel, Schlafstörungen, Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen. Grund für verstärkte psychischen Probleme in den Wintermonaten ist der veränderte Hormonhaushalt aufgrund der Reduktion von Sonnenstunden. Besonders für Menschen, die bereits bei sonnigeren Zeiten mit mentalen Herausforderungen kämpften, kann die herbstliche Dunkelheit zu einer drastischen Verschlimmerung ihrer Symptome führen. Wer nun nach psychologischer Beratung sucht, muss oft feststellen, dass alle Anlaufstellen überfüllt sind und die Wartezeiten oft Monate dauern.

Laut Zahlen der Deutschen Depressionshilfe[1] leidet jeder fünfte bis sechste Erwachsene im Leben einmal an Depressionen. Im Laufe eines Jahres erkranken 5,3 Millionen Erwachsene, oder 8,2 Prozent der deutschen Bevölkerung zwischen 18 und 79 Jahren, an einer depressiven Störung. Dabei sind Frauen mit derzeit etwa 11,3 Prozent mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer, von denen zurzeit etwa 5,1 Prozent erkrankt sind. Dies kann auch daran liegen, dass sich Frauen tendenziell häufiger Hilfe suchen.

Das Problem: die insbesondere durch fehlende Therapieplätze entstandene deutschlandweite Versorgungslücke im Bereich Psychotherapie. Es fehlt an Therapieplätzen, die von Krankenkassen übernommen werden, sogenannten Kassensitzen. Und das, obwohl die Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen im Jahr 2021 einen Höchststand erreicht hat, unter anderem durch die während der Pandemie gestiegene Zahl an psychischen Leiden innerhalb der Bevölkerung. Über die Menge an Kassensitzen entscheidet der G-BA, der Gemeinsame Bundesausschuss, der sich aus Vertreter:innen der Ärzteschaft, der gesetzlichen Krankenversicherungen sowie von Patientenseite zusammensetzt. 2018 kam ein Gutachten des G-BA zu dem Schluss, dass über 2400 Kassensitze in Deutschland fehlen; nur knapp 800 wurden im Sommer 2019 in Auftrag gegeben.

Digitale Lösungen gegen den Therapieplatzmangel

Was bereits jetzt dabei helfen kann, die Versorgungslücke zu schließen: Digitale Lösungen wie Onlinekurse, Therapien oder Sprechstunden, die bereits einige HealthTechs für sich entdeckt haben.

So kann die App des Berliner Start-ups Selfapy bei einer Depression oder einer generalisierten Angst- oder Panikstörung unterstützen. Der dort angebotene 12-wöchige Onlinekurs hilft unserer Protagonistin Louisa dabei, negative Gedankenspiralen zu durchbrechen, Probleme aus anderen Perspektiven zu betrachten und eigene Kraftquellen zu stärken. Dazu muss Louisa sich von einem Arzt oder eine Ärztin eine Diagnose stellen und ein Rezept ausstellen lassen und bei ihrer Krankenkasse einreichen. Diese übernimmt die Kosten und stellt einen Code zum Freischalten des Onlinekurses aus. Ein Team aus Psycholog:innen steht Louisa auf Wunsch schriftlich oder telefonisch zur Seite, damit sie zum Beispiel Herausforderungen besser verstehen und die Kursinhalte optimal in ihren Alltag integrieren kann.

Auch die App HelloBetter setzt bei konkreten Symptomen an. Die App auf Rezept kann unter anderem bei Stress und Burnout, chronischem Schmerz sowie Angst- und Panikattacken helfen. Als zugelassene digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) wird auch HelloBetter von privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen. Die auf die Symptome der Nutzer:innen zugeschnittenen, 12-wöchtigen Kurse setzten auf unterschiedliche Methoden wie multimediale Inhalte, Übungen und persönliche Gespräche mit Psychotherapeut:innen.

Einen anderen Ansatz nimmt die Online-Plattform Nilo.health, die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz in den Fokus und damit aus dem privaten auch in den beruflichen Kontext rückt. Nilo.health kann von Unternehmen gebucht werden und bietet 1:1 Sitzungen mit Psycholog:innen, Gruppenworkshops mit Coaches und Trainer:innen, Meditationen und selbstgeführte Programme an. Die Nutzer:innen und Teamleiter:innen bekommen Analysen und Insights zur eigenen und zur Entwicklung ihres Teams sowie individuell abgepasste Programm-Empfehlungen. Das Berliner Start-up verspricht, so die Resilienz der Mitarbeitenden sowie deren mentales Wohlbefinden zu stärken und präventiv gegen mentale Krankheiten, Burn-out und Depressionen vorzugehen. Auch bei konkreten Symptomen wie Angstzuständen oder Schlaflosigkeit kann Nilo.health unterstützen. So kann nicht nur die Unternehmenskultur verbessert und die Produktivität und Zusammenarbeit der Teams gesteigert werden, auch die Krankheitstage der Mitarbeitenden können potenziell vermindert werden.

Ganzheitlich zum mentalen Wohlbefinden

Herbert arbeitet in einem Büro und sitzt acht Stunden am Tag am Schreibtisch. Wenig Bewegung, kaum Sonnenlicht und frische Luft und eine einseitige Ernährung tragen nicht gerade zu seinem mentalen Wohlbefinden bei. Seitdem er sich im Sommer beim Fußball den Rücken verdreht hat, bleibt auch der Sport eher links liegen. Die dunkle Jahreszeit lässt sich auf Herberts Gemüt nieder: Seit einigen Wochen hat er Schlafprobleme, kann sich am Schreibtisch kaum noch konzentrieren, und schweift in Meetings mental ab. Vor allem aber nachts macht ihm sein Geisteszustand zu schaffen: Schläft er endlich ein, dann erst nach stundenlangem hin- und her wälzen und nach hunderten nicht ausgesprochenen Gedanken.

Doch auch Herbert können digitale Anwendungen Abhilfe verschaffen. Apps und Online-Plattformen wie Somnio und Meditopia bieten ganzheitliche Behandlungsmethoden, die Geist und Psyche ebenso berücksichtigen wie den Organismus.

Somnio ist eine zugelassene DiGA, die sich auf die Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen spezialisiert hat. Sie wurde von der 2014 in Zürich gegründeten Mementor GmbH entwickelt. Durch die Einordnung der eigenen Schlafprobleme, Entspannungstechniken und Tipps zum Umgang mit kreisenden Gedanken und Grübeln kann die Schlafzeit verbessert und die eigene Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit für den Tag gesteigert werden. Das digitale Schlaftraining verspricht eine Symptomreduktion von 50 Prozent, eine um durchschnittlich 18 Minuten verkürzte Einschlafdauer und einen mindestens 12 Monate andauernden Effekt und beruft sich dabei auf eine 2019 von der Uni Zürich durchgeführte Studie.

Mit Meditationen, Achtsamkeits- und Schlafübungen, Musik, Klängen und Schlafgeschichten verspricht auch Meditopia eine schnelle und dauerhafte Abhilfe bei Stress und Schlafstörungen. Insbesondere sollen sich Nutzer:innen Achtsamkeit im Alltag antrainieren: Durch einen Zustand bewusster Geistesgegenwart, kann der alltägliche Stress und Trubel besser akzeptiert werden. Dadurch kann Achtsamkeit dabei helfen, die eigenen Gedanken und Gefühle besser kennenzulernen, und Zufriedenheits- und Glücksgefühle schaffen. Ähnlich wie Nilo.health bietet Meditopia Unternehmen die Möglichkeit, die Plattform für den Arbeitsplatz zu buchen, um den eigenen Mitarbeitenden Unterstützung für die mentale Gesundheit zur Verfügung zu stellen.

Für Louisa und Herbert bedeutet das: Statt einem halben Jahr müssen sie nur bis zum nächsten Arzttermin warten und können mit dem Rezept sofort in die Behandlung ihrer Symptome starten. Ihre jeweiligen Kurse, Sitzungen oder Trainingseinheiten können sie sich flexibel einteilen und überall abrufen, damit sind sie nicht an Zeiten, Orte oder Strukturen gebunden. So bekommt Louisa auch neben ihrer 50-Stunden-Woche Unterstützung und Herbert hat genug Zeit, um sich nebenbei auf eine gesündere Ernährung und mehr Sport und Bewegung zu konzentrieren.

Lust auf noch mehr HealthTechs?

Für eine Übersicht zu den HealthTechs im Dachraum kontaktiert uns einfach.

Die ersten beiden Beiträge verpasst? Kein Problem:
HealthTechs # 1: Eine neue Ära für das Gesundheitswesen (versicherungsforen.net)
HealthTechs #2: Rehabilitation und Nachsorge — New Players Network

Autorin

Marleen Heimann ist Mitarbeitende in der Kommunikation beim New Players Network.

HealthTechs #2: Rehabilitation und Nachsorge

In einer Blogreihe widmet sich das New Players Network den HealthTechs. Im zweiten Beitrag schauen sich unsere Autoren Pascale Ullmann und Max Krause Lösungen zur Rehabilitation und Nachsorge an.

Sommer, Sonne, Sportverletzung

Getränke sind kaltgestellt und die Steaks finden ihr Aroma in einer sorgsam komponierten Marinade. Eigentlich stehen die Zeichen gut für ein Grillfest, im Verlaufe dessen man mit Freunden und Familie die Lieblingsmannschaft in der Bundesliga anfeuert. Aber Moment. In der ganzen Vorbereitung ist wohl untergegangen, dass der Meister längst gekürt, die Schale übergeben und die Liga in der Sommerpause ist. Und da die Hitze in Qatar professionellen Fußball vor Anbruch der Nacht verhindert, ist zu allem Überfluss auch die WM in den Winter verschoben und kann hier nicht einspringen. Nun muss man vor lauter Schreck nicht gleich das Grillfest absagen, aber so ganz ohne Fußball genießt sich so eine Zusammenkunft doch etwas weniger.

„Naja“, denken sich die Gastgeber, „dann müssen wir eben selbst ran“. Louisa und Herbert waren schließlich richtige Knipser in der C-Jugend. In Windeseile ist der Rasen auf die englische Ideallänge gestutzt, gewässert und mit Rucksäcken als Pfosten präpariert. Gleich bei Eintreffen beginnen die Gäste also ihr persönliches WM-Finale und überspringen übermütig jede Aufwärmübung. Schnell wird klar, dass nicht nur das Ballgefühl von Louisa und Herbert unter den Jahren gelitten hat. Schon nach kurzer Zeit machen sich Schmerzen in Louisas Knie bemerkbar. Seit dem Skiunfall ist es leider nie vollständig ausgeheilt und so muss sie bald schmerzverzerrt vom „Feld“ humpeln. Auch für Herbert läuft es nicht besser. Bei seiner ehemaligen Spezialität – dem Zidane-Trick – verdreht er sich derartig, dass in seinem Büroarbeiter-Rücken nichts mehr in korrekter Stellung verbleibt. Für die beiden endet das Spiel ebenso spontan wie es entschieden wurde. Alle Beteiligten finden sich lädiert am Essenstisch zusammen und sondieren ihre schmerzenden Körper.

Vom kleinen Schmerz zum großen Problem

Die nächsten Tage sind für alle eine körperliche Tortur, die jedoch bald überstanden ist. Louisa und Herbert hat es hingegen schwerer getroffen. Louisa muss endlich ihr Knie auf Vordermann bringen. Herbert muss seinen Rücken und Fuß genauer checken lassen. Keiner von beiden weiß jedoch, wie man die Termine beim Arzt, Physiotherapeuten und Krankengymnastik mit dem engen Arbeitsalltag verbinden soll und entscheiden, das Problem zu vertagen. Als nach der Sommerpause passend zum Saisonstart erneut zum Grillfest und Fußballspielen eingeladen wird, müssen beide absagen, da ihre fortbestehenden Schmerzen jede sportliche Aktivität verhindern.

Mangelnde Alltagskompatibilität von herkömmlichen Therapie- und Rehabilitationsformen

So oder so ähnlich ergeht es einer Vielzahl deutscher Hobbysportler über den Verlauf des Jahres, die ihren Verletzungen auch aufgrund von Zeitmangel nicht die passende Behandlung zukommen lassen. Schmerzpunkte nehmen so an verschiedenen Stellen durch mangelnde Rehabilitation zu, reduzieren die Lebensqualität oder riskieren sogar Arbeitsausfälle und kostenintensive Therapien. Bereits kleine Sportunfälle können so zu schwerwiegenden körperlichen Einschränkungen und übermäßigen Belastungen des Gesundheitswesens anwachsen.  Ein strukturelles Problem des aktuellen Gesundheitswesens besteht in der häufig mangelnden Alltagskompatibilität von herkömmlichen Therapie- und Rehabilitationsformen.

Der demographische Wandel stellt das Gesundheits- und Versicherungswesen auf die Probe. So ist vor diesem Hintergrund davon auszugehen, dass die Kosten für Rehabilitation der Arbeitsfähigkeiten in Zukunft kontinuierlich steigen werden. Neue Rehabilitationsmöglichkeiten mittels digitaler Anwendungen können diese nicht nur effizienter hinsichtlich der Genesungsprozesse, sondern auch der Kosten gestalten und liefern damit eine wichtige Antwort auf den demographischen Wandel.

Ich habe Rücken – Wie HealthTechs die physische Rehabilitation unterstützen

Digitale Anwendungen finden immer größeres Potenzial in der Nachsorge. Glücklicherweise lässt sich die Rehabilitation[1] dadurch immer bequemer durch Anwendungen diverser HealthTechs gestalten. Dadurch, dass die PatientInnen zu einem selbst gewählten Zeitpunkt und in einer selbst gewäh­l­ten Umgebung die Angebote nutzen können, wird eine höhere Nutzer­freundlichkeit erreicht. Insbesondere für PatientInnen, die in strukturschwachen Regionen mit eingeschränkter Mobilität leben, kann dies einen absoluten Mehrwert bieten.

Im Feld der medizinischen Therapie und Prävention hat sich der neue Trend „Digital Therapeutics“ (DTx) entwickelt, der digitale Kommunikationsformen und Software nutzt, um den Zugang von Patienten zu Rehabilitation und Nachsorge zu erleichtern. Im Unterschied zu anderen Digital-Health-Anwendungen sind DTx-Produkte klinisch getestet, evidenzbasiert und zielen auf reelle Verhaltensänderungen bei ihren Nutzern ab. Mit Inkrafttreten des Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG)[2] in Deutschland im Dezember 2019 kam ein regelrechter DTx-Boom auf. Durch das Gesetz wurden Gesundheits-Apps erstattungsfähig und für PatientInnen flexibler und schneller nutzbar.

Die digitalen Therapieformen können durch Wearables und Kameras ergänzt und durch die Daten zur motorischen Ausführung der Übungen und Vitaldaten ausgewertet werden. Findet diese Dateninterpretation in Echtzeit statt, nähern sich die Leistungen von DTx-Anwendungen an die echter ÄrztInnen und TherapeutInnen an. Die häufig überlasteten Physiotherapien werden damit entlastet und VersicherungsnehmerInnen können die verschriebenen Therapien schneller in Anspruch nehmen.

Der Dachraum beheimatet eine Reihe erfolgreicher, fortgeschrittener HealthTechs die sich auf die Therapie des Bewegungsapparates konzentrieren. Um ein paar Beispiele zu nennen: Kaia Health (75 Mio. USD Series C 2021), Caspar Health (9 Mio. USD Series B 2021) oder Temedica (17 Mio. USD Series A 2020). Aber auch Start-ups, wie eCovery, Pelvintense und Curalie bieten patienten- und krankheitsspezifische Online-Therapien an, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Durch KI-gestützte Verfahren können die Symptome analysiert, ein geeigneter Trainingsplan entwickelt und die korrekte Übungsausführung kontrolliert werden.

Die 2019 entwickelte App von eCovery spezialisiert sich auf die Begleitung des Genesungsprozesses bei Gelenk- und Rückenschmerzen unter anderem von Arthrose-Patienten. Auch die Knieschmerzen von Louisa können durch eCoverys Therapieformen behandelt werden. Die Diagnose, die sie von ihrem persönlichen Arzt, per Selbsteinschätzung anhand eines eCovery-Fragebogens oder der eCovery-Videosprechstunde erhalten hat, stellt die Grundlage für das erstellte Physioprogramm dar. Da sie die interaktiven Videotrainings von zu Hause aus durchführen kann, passen diese besser in ihrem Arbeitsalltag. Der Trainingserfolg wird in regelmäßigen Analysen ermittelt, bei dem Beweglichkeit und Schmerzniveau erfragt werden. Diese Informationen werden mit Louisas persönlichen Physiotherapeuten und Arzt geteilt, der den gesamten Prozess begleitet und den Trainingsplan auf Basis der Zwischenergebnisse anpasst. Von Prävention und Diagnose über Therapie bis kontrollierende Nachsorge kann die Online-Physiotherapie-Plattform damit nahezu die gesamte Patientenreise abdecken.

Mit der Spezialisierung auf Rückenschmerzen deckt eCovery einen großen Zielmarkt ab und hilft bei der Lösung der aktuell zentralen gesundheitlichen Probleme. So klagen laut Robert-Koch-Institut 60 Prozent der Deutschen im Verlaufe eines Jahres über Rückenschmerzen. Dies macht den Rücken zum zweithäufigsten Auslöser von Schmerzproblemen nach Kopfschmerzen.

Auch das 2017 in München gegründete Health-Start-up Medical Motion widmet sich diesen häufigen Schmerzursachen. So liefern ihre Anwendungen gezielte Behandlungen von Rücken- und Kopfschmerzen wie Bandscheibenvorfälle und Migräne. Darüber hinaus decken sie ein weites Feld körperlicher Probleme wie Kniearthrose und Fersensporn ab. Hiermit kann auch Herbert geholfen werden, der endlich seinen Rücken stärken will, weil dieser durch die ständige Schreibtischarbeit stark belastet wird.

Anhand von persönlichen Zielen, Krankenhistorie, persönlichen Lebensstils, Arbeitsumständen und Symptome wird ein personalisierter Trainingsplan in Echtzeit aufgestellt. Die App geht über die klassische Physiotherapie hinaus, indem sie auf Basis der Therapieerfolge immer wieder neue Übungen empfiehlt. Neben der KI-Analyse werden die erhobenen Daten durch medizinisches Fachpersonal ausgewertet, die auf Basis dessen ihre Diagnosen und Therapieempfehlungen besser auf Herbert zuschneiden können.

So wie eCovery hat sich auch Pelvintense auf ein bestimmtes Problem spezialisiert. Mit der App können beispielsweise Betroffene von Inkontinenz, Errektionsproblemen oder Beckenschmerzen ein regelmäßiges Beckenbodentraining absolvieren. Die Angebote sind gezielt auf Männer zugeschnitten. Durch eine erhöhte Achtsamkeit für und Stärkung des Beckenbodens können Patienten ihre Symptome lindern und ihre alltägliche Lebensqualität erhöhen.

Das Berliner E-Health-Unternehmen Caspar Health wurde 2016 gegründet, mit dem Fokus digitale Rehabilitationslösungen anzubieten. Mit einem zeit- und ortsunabhängigen Versorgungskonzept ermöglicht die App flächendeckende Therapieangebote insbesondere in der Nachsorge. Durch die enge Partnerschaft mit Rehakliniken können medizinische Einrichtungen die digitale Rehabilitationsklinik nutzen, um während und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, online die Angebote durchzuführen. Medizinisches Fachpersonal beutreut die NutzerInnen über integrierte Chat- und Videofunktionen und übernimmt beispielsweise die Tele-Reha-Nachsorge im Auftrag von Partnerkliniken und Kostenträgern. 2022 wurde ein weiterer Meilenstein für das Health Start-up erreicht: mit ihrer multimodalen Tele-Reha-Nachsorge wurde Caspar Health in die unbefristete Regelversorgung der Deutschen Rentenversicherung aufgenommen.

Die Anwendungen von Curalie gehen weit über rehabilitierende Therapie und Nachsorge hinaus. Ihr Ziel ist es, den NutzerInnen, als ganzheitlicher und persönlicher Gesundheitscoach, zur Seite zu stehen. So erinnert die App an gesundheitliche Vorsorgetermine, bietet Präventionsprogramme, Online-Symptomanalysen, Aktivitätstracking, Videosprechstunden und telemedizinische Reha-Nachsorge an. PatientInnen bekommen damit nahezu alle Gesundheitsleistungen vor, während und nach einer Erkrankung geschlossen von einer Anlaufstelle angeboten.

Bewahrung des kindlichen Übermuts

Das Einzige, was Louisa und Herbert nach diesen Erkenntnissen über die Möglichkeiten moderner DTx- Start-ups enttäuscht, ist, dass sie diese nicht bereits zum Zeitpunkt ihrer Verletzungen kannten. Mit ihrem aktuellen Wissen über digitale Therapieformen wären Louisa und Herbert sicherlich zum Start der neuen Saison bereit für ihre Einwechselung. Sowohl Louisas Knie als auch Herberts Rücken wären gestärkt, um sich bedenkenlos der nostalgischen Freude hingeben zu können. Durch zielgerichtete Rehabilitation kann damit nicht nur die körperliche Fähigkeit wiederhergestellt, sondern ebenso die ständige Sorge, um künftige Verletzungen der geschwächten Körperpartien reduziert werden. Sicherlich kann ein sorgsamer Umgang mit dem eigenen Körper viele Probleme vermeiden, doch die ständige Sorge vor möglichen Verletzungen kann zu mentalen Belastungen führen. Es gilt also, sich einen gewissen kindlichen Übermut und naive Freude am Ungewissen zu bewahren. Auch wenn sich Unfälle nie vollständig vermeiden lassen, stellen HealthTechs mit ihren Rehabilitationsprogrammen eine Möglichkeit dar, die negativen Konsequenzen einzudämmen und retten damit vielleicht auch das nächste Grillfest.

Körper, Geist und Seele

Die Rehabilitationsangebote von HealthTechs gehen bereits weit über die Betreuung physiologischer Beschwerden hinaus. Auch für Erkrankungen der mentalen Gesundheit und Einschränkungen neurokognitiver Funktionen bieten sie passgenaue Lösungen an. Mithilfe von DTx kann damit ein breites Feld von Erkrankungen therapiert werden. Da die mentale Gesundheit einen der wichtigsten Ursachen für Arbeitsausfälle und eine der zentralen gesundheitlichen Herausforderungen moderner Arbeits- und Lebensweise darstellt, möchten wir uns diesem Thema im dritten Blogbeitrag zu Health Techs ausführlich widmen.

Den ersten Beitrag verpasst? Kein Problem: HealthTechs # 1: Eine neue Ära für das Gesundheitswesen (versicherungsforen.net)

[1] Als Rehabilitation wird die (Wieder)-Eingliederung eines körperlich oder geistig Erkrankten oder Behinderten in das berufliche und soziale Leben bezeichnet. Medizinisch geht es zur Erreichung dieses Ziels vor Allem um die Wiederherstellung der körperlichen und psychischen Fähigkeiten nach einem beeinträchtigenden Unfall oder einer Erkrankung.

[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/digitale-versorgung-gesetz.html

Preventio – Gebäudeschäden mithilfe von KI hervorsagen

In weniger als einem Monat ist es so weit: Der Claims Rockstar Award wird auf dem Messekongress Schadenmanagement und Assistance verliehen. Heute stellen wir euch ein weiteres Start-up vor, das am 20. September pitchen wird. Preventio entwickelt eine KI-basierte Software zur Vorhersage und Vermeidung von Gebäudeschäden. Die Predictive-Maintenance-Plattform hilft der Immobilienbranche und Wohnungswirtschaft, schnellere und kostengünstigere Entscheidungen zu treffen.

Gebäudeschäden vorhersagen zu können, bedeutet …

wertvolle Ressourcen zu schonen, geringere Schadensleistung zu zahlen und regelmäßige Touchpoints mit Kunden zu kreieren.

Der Vorteil an unserer 100 Prozent datengetriebenen Technologie ist, …

dass teure Investitionen, wie beispielsweise der umfassende Einbau von Sensorik, nur bei Risikoobjekten zum Einsatz kommen und somit nachhaltiger und profitabler sind.

Wir innovieren das Schadenmanagement, durch …

die objektspezifische Risikobewertung von Gebäuden, sodass intelligente Maßnahmen zum proaktiven Schadensmanagement eingeleitet werden können.

Die größten ungenutzten Potenziale im Schadenmanagement liegen …

im Strukturieren, Auswerten und Interpretieren von Daten und einem damit verbundenen datenbasierten Ansatz, Prozesse effizienter zu gestalten.

Das Schadenmanagement der Zukunft braucht …

Intelligente Systeme, um proaktiv und präventiv zu arbeiten.

Du willst auch über die anderen Pitch-Teilnehmer mehr erfahren? Dann stöber doch mal durch unsere anderen Blogbeiträge!

Onpier – macht den Versicherer zum ganzheitlichen Partner der Kunden

Auch das Start-up onpier wirft seinen Hut in den Ring des Claims Rockstar Awards. Die digitale Plattform ermöglicht es Versicherungsunternehmen ihren Kunden Services zu bieten, die über die klassischen Absicherungslösungen hinausgehen und einen versicherungsfremden Mehrwert bieten. Das Start-up ermöglicht in gewisser Weise das Entstehen ganzer Ökosysteme, denn auf der Plattform können Versicherer Services anderer angebundener Dienstleister auswählen und in das eigene Angebot integrieren.

onpier wurde gegründet, damit …

Versicherer schnell und einfach Zugriff auf verschiedene Mehrwertservices erhalten können, um diese ihren Kunden ergänzend zum eigentlichen Kerngeschäft anzubieten.

Embedded Insurance ist auch im Schadenmanagement eine wichtige Strategie, weil …

der Kunde mittlerweile ineinandergreifende Prozesse und Services erwartet. Allerdings verfolgen wir mit onpier primär einen weitergehenden Ansatz: Der Versicherer soll für den Kunden relevant werden und möglichst mehrwertige Services über die eigentliche Versicherung hinaus bereithalten.

Gefragte mehrwertige Services im Schadenbereich …

könnten Themen rund um die Assistance (holistische Unterstützung im Schadenfall), das Finden von Werkstätten und die Terminbuchung oder die Sicherstellung von Mobilität (z. B. Bereitstellung eines Ersatzfahrzeugs oder Buchung eines Taxis) sein, die schnell und einfach vom Kunden gebucht werden können (inkl. Nutzung bereits verfügbarer Daten), in dem Moment, wo er die Services braucht.

Wir innovieren nicht nur das Schadenmanagement, sondern …

machen darüber hinaus den Versicherer zum ganzheitlichen Partner des Kunden. Dafür haben wir eine IT-Plattform geschaffen, welche Service Provider schnell und einfach anbindet. Deren Services werden nach einer App-Store-Logik den Versicherern zur Integration in ihre Customer Journey zur Verfügung gestellt.

Die größten Potenziale im Schadenmanagement liegen …

wie auch bei anderen Abschnitten der Wertschöpfungskette eines Versicherers, in der Kombination von unterschiedlichen Services und der Nutzung bzw. dem Austausch von bereits vorhandenen Daten.

Du willst auch über die anderen Pitch-Teilnehmer mehr erfahren? Dann stöber doch mal durch unsere anderen Blogbeiträge!

Fiasco – digitale Prozesse für Lack- und Karosserieschäden

Auch ein Pitch-Teilnehmer für den Claims-Rockstar Award auf dem Messekongress Schadenmanagement und Assistance und Plattform-Anbieter für Lack- und Karosseriewerkstätten ist das Insurtech Fiasco. Mit seiner App ermöglicht das 2021 gegründete Start-up Werkstätten ihren kompletten Prozess zu digitalisieren, von der Kundenanfrage bis zur Reparaturkalkulation. Die Kunden der Werkstätten erfassen alle erforderlichen Daten in der für sie personalisierten Web-App. Kostenvoranschläge und Reparaturkalkulationen werden automatisiert und mittels KI erstellt. Die Abwicklung und der direkte Kontakt zu den Kunden erfolgen über die smarte Oberfläche, der jeweilige Schaden wird digital erfasst.  

Fiasco ermöglicht eine Customer Journey, die …

Transparenz und Objektivität bei der Bewertung von Fahrzeugschäden schafft.

Digitale Prozessabwicklung ist erfolgreich, wenn …

die gewonnen Daten mit den Marktteilnehmern über intelligente Schnittstellen geteilt werden und somit der Mehrwert multipliziert wird.

Gefragte mehrwertige Services im Schadenbereich könnten …  

die Datengewinnung und Weiterverarbeitung von Informationen sein, welche KI-gestützt zu Prozessentscheidungen führen.

Wir innovieren das Schadenmanagement, durch …

KI-gestützte Reparaturkalkulationen in höchster Zuverlässigkeit. Neben den Kosten selbst kennt der Versicherer alle benötigten Ersatzteile und den zeitlichen Aufwand für die Reparatur. Der Versicherer ist in der Lage den Schaden sofort zu beurteilen und ggf. die Ersatzteilbeschaffung und Steuerung zu einer Werkstatt anzustoßen. Durch die schnellen Kalkulationen kann eine fiktive Abrechnung innerhalb von wenigen Minuten vorgeschlagen werden.

Das Schadenmanagement der Zukunft braucht …

die Versicherer als treibende Kraft den Prozess effektiv und schnell zu gestalten

Du willst auch über die anderen Pitch-Teilnehmer mehr erfahren? Dann stöber doch mal durch unsere anderen Blogbeiträge!

Lisios – erkennt Wasserschäden bevor sie zum Problem werden

Der Messekongress Schadenmanagement und Assistance rückt näher und damit auch die Verleihung des Claims Rockstar Awards 2022. Auch in diesem Jahr werden uns wieder einige spannende Start-ups ihre Geschäftsmodelle pitchen. Damit ihr eine Idee bekommt, worauf ihr euch freuen dürft, stellen wir euch die Pitch-Teilnehmer auch in diesem Jahr wieder im Voraus vor. Den Anfang mach Lisios, ein junges Start-up aus Köln, spezialisiert auf die automatisierte Erkennung von Wasserschäden auf Basis von IoT, KI und maschinellem Lernen.  

Wasserschäden können bedeuten, …

dass ich als Betroffene einen Haufen Ärger habe. Es gilt: Je mehr Wasser austritt und je länger dieses auf Gebäude und Inventar einwirkt, desto größer der Schaden und Ärger. Bleibt der Schaden längere Zeit unentdeckt kann sich im schlechtesten Fall gesundheitsschädlicher Schimmel bilden. Aber auch wenn es nicht so weit kommt, habe ich den Schaden an der Bausubstanz, muss mich um die oft aufwändige und langwierige Schadensbehebung kümmern und nicht zuletzt droht die Erhöhung der Versicherungsprämie oder gar die Kündigung durch die Versicherung.

Automatisierung bedeutet für das Schadenmanagement …

Prozessoptimierung und Kostenersparnis. Der Prozess von der Erkennung eines Schadens, über die Schadensmeldung bis hin zur Schadensabwicklung birgt enormes Optimierungspotential durch Automatisierung und Digitalisierung. Dadurch lassen sich vor allem auf Seiten der Versicherer Kosten senken, aber auch die Kund:innenzufriedenheit erhöhen. Denn je weniger eine betroffene Kundin im Prozess aktiv werden muss, desto besser das Kund:innenerlebnis.

Wir innovieren das Schadenmanagement durch …

unseren Lisios WasserAlarm. Das System besteht aus einem Gerät, was ohne großen Aufwand von außen an der Hauptwasserleitung angebracht wird. Kein Werkzeug, kein Klempner notwendig. Es erkennt sowohl Rohrbrüche als auch Mikroleckagen. Sobald eine Leckage erkannt wurde, erhält der Nutzer eine Warnung per App oder SMS inklusive Hinweise, was zu tun ist. Zusätzlich misst der WasserAlarm noch den Wasserverbrauch und hilft dabei Wasser zu sparen.

Darüber hinaus könnten wir aber im Schadensfall auch eine automatisierte Schadensmeldung an den Versicherer absetzen, den Handwerker/Notdienst verständigen oder einen Termin mit einem Sachverständigen vereinbaren. Alles automatisiert oder zumindest mit minimaler Interaktion mit den Betroffenen. Unsere Vision ist es, den Kund:innen nicht nur eine Lösung zur frühzeitigen Erkennung von Leckagen anzubieten, sondern „Sorgenfreiheit“, wenn es um das Thema Wasserschäden geht.

Die größten ungenutzten Potenziale im Schadenmanagement liegen …

in der Automatisierung und Digitalisierung. Diese Erkenntnis ist sicher nicht besonders neu, aber eben in der Realität noch nicht oder nur sehr eingeschränkt angekommen. Die Technik ist da. Jetzt braucht es intelligente und kund:innenfreundliche Produkte, welche die technischen Möglichkeiten nutzen, um das „Kund:innenerlebnis Schadenmanagement“ zu verbessern. Hier wollen wir mit unserem Lisios WasserAlarm einen Beitrag leisten.

Das Schadenmanagement der Zukunft braucht …

mehr IoT und mehr AI als Grundlage für neuartige Produkte, automatisierte und schlanke Prozesse sowie verbesserte User Experience. Und vielleicht mehr InsurTech Startups, die mit frischen Ideen für Bewegung in der Versicherungsbranche sorgen.

HealthTechs #1: Eine neue Ära für das Gesundheitswesen

Pascale Ullmann und Max Krause über den Boom der HealthTechs, die Digitalisierung des Gesundheitssektors und die schöne neue Produktwelt, die damit einhergeht:

Doktor, ich habe Schmetterlinge im Bauch

An was denken sie, wenn sie nach Luca gefragt werden? Vielleicht an ein bekanntes Gesicht aus Schulzeiten? Ihre erste große Liebe und die Erinnerung an den wohl romantischsten ersten Kuss inmitten eines Sonnenblumenfeldes? Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie die Assoziationen der meisten Deutschen dieser Tage teilen, die den Namen „Luca“ hören. Es geht um die Luca-App. So begleitet uns diese zwar stets und verlässlich ins Restaurant oder Museum, aber hier von einer intimen Freundschaft zu sprechen, wäre wohl zu viel des Enthusiasmus für Technologie.

Covid-19 & der HealthTech-Boom

Das Beispiel zeigt aber, dass insbesondere während der anhaltenden Covid-19-Pandemie der Umgang mit digitalen Produkten, Technologien und Dienstleistungen in Beziehung mit Gesundheit zu einem zentralen und allgegenwärtigen Thema geworden ist. Die letzten zwei Jahre haben verdeutlicht, welch entscheidenden Einfluss die Fortschritte der Digitalisierung auf das effiziente Funktionieren des Gesundheitssystem und dessen Peripherie haben kann.  Einige der digitalen Dienste, die uns auch im Umgang mit der Pandemie unterstützt haben, können als HealthTechs bezeichnet werden.

Der internationale Markt für HealthTechs erlebte daher selbst in Relation zum Wachstum der letzten Dekade, einen merklichen Boom. Während für 2020 noch ein Umsatz des digitalen Gesundheitsmarkts von 200 Milliarden Dollar prognostiziert wurde, soll sich dessen jährlicher Umsatz bis 2025 verfünffachen. [1] Derartige Aussichten erzeugen erhöhtes Interesse bei Investoren und so verdreifachte sich die Finanzierungssumme im europäischen und US-amerikanischem HealthTech-Markt 2021 gegenüber dem Jahr 2019.[2] Auch wenn die Wachstumsdynamik in Deutschland schwächer als in den USA oder im asiatischen Raum ausfällt, lässt sich eine klare Tendenz zu digitalen Gesundheitsangeboten identifizieren. Auch die Krankenversicherer sind sich diesem Trend bewusst und so gründeten deutsche Private Krankenversicherungen den Venture Capital Fond „Healcapital“, der innovativen Ideen in Form europäischer HealthTechs durch eine Finanzierung zur Marktreife verhelfen soll. Zweifelsohne handelt es sich also um ein Thema mit vielen neuen Facetten. Je mehr die digitale Gesundheit in den Fokus rückt, desto mehr gewinnt sie an alltagspraktischer sowie finanzieller Relevanz. Grund genug für uns, sich dieses vielfältige Thema einmal genauer anzuschauen und einen Einblick in die Trends zu digitalen Gesundheitsanwendungen zu geben.

Der Grundstein ist gelegt

Die Covid-19-Pandemie ist jedoch keinesfalls der erste Anstoß zur Steigerung der Digitalisierung des Gesundheitssektors und der alleinige Auslöser für die wachsende Nachfrage nach digitalen Angeboten. Sie ist ein Katalysator für bereits länger bestehende Trends im Gesundheitswesen, die durch die Pandemie schlagartig an Relevanz gewannen.

Den Startschuss, für die nur langsam fortschreitenden Digitalisierungsbestrebungen der Bundesregierung, legte das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherungen im Jahr 2004. Mithilfe dieser Reform wurde die Entwicklung der Telematikinfrastruktur bestimmt, die die verlustfreie Kommunikation zwischen sämtlichen Teilnehmern der Gesundheitsbranche ermöglichen soll.

Die noch vagen Bestrebungen bekamen durch das Inkrafttreten des E-Health-Gesetz im Jahr 2016 eine klare Identität. So wurden Arztpraxen verpflichtet, sich an die mittlerweile bestehende Telematikinfrastruktur und die Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte anzubinden, um eine baldige Einführung der elektronischen Patientenakte zu ermöglichen. Zudem wurden telemedizinische Angebote wie Videosprechstunden bei Ärzt:innen gesetzlich ermöglicht.

Das 2019 in Kraft getretene Digitale-Versorgungs-Gesetz (DVG) markierte einen weiteren entscheidenden Schritt in der Gestaltung des legislatorischen Rahmens für eine digitale Gesundheitsbranche. Damit wurden nicht nur Apotheken und Krankenhäuser zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur verpflichtet. Ebenso erhielten Ärzt:innen damit die Möglichkeit, digitale Gesundheitsanwendungen an ihre Patient:innen zu verschreiben.

2020 folgte dann das Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG). Damit einher geht auch die Einführung der elektronischen Patientenakte, die die digitale Kommunikation zwischen Patient:innen und Ärzt:innen erleichtern soll. Medizinische Daten, wie Röntgenbilder, Befunde und Arztberichte, können von Ärzt:innen geteilt und aufgerufen werden. Außerdem sollen ab 2022 weitere Features wie der Impfpass, der Mutterpass oder das Zahnbonusheft in der elektronischen Patientenakte integriert werden.

Die (stetige) Entwicklung des Begriffs HealthTech

Worum handelt es sich bei HealthTechs nun genau und deckt dieser Begriff sämtliche Innovationen rund um die Digitalisierung der Gesundheit ab?

Gemeinsam mit den Fortschritten der Informationstechnologien in den 1990-er Jahren entwickelte sich der Begriff „eHealth“ (electronic Health), der damals besonders für die Möglichkeiten der medizinischen Kommunikation über das populärer werdende Internet stand. Gemäß dem Bundesministerium für Gesundheit umfasst der Begriff vor allem „die Unterstützung, Betreuung und Behandlung von Patientinnen und Patienten unter der Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologie“.[3]

Dass der Gedanke von E-Health noch einiges mehr zu umfassen scheint, wird durch den Umstand verdeutlicht, dass verwandte Begrifflichkeiten hinzugekommen sind.  Als um das Jahr 2010 Smartphones zum ständigen Begleiter wurden, entstand der Begriff „mHealth“ (mobile Health). Bei mHealth stehen vor allem Fitness- und Gesundheitsangebote, unterstützt durch mobile Endgeräte, wie Smartphones, drahtlose Endgeräte bzw. Patientenüberwachungssysteme, im Vordergrund. Seit 2015 wurde zusätzlich „Digital Health“ als Überbegriff von mHealth prominent, der die Eigenverantwortung von Endkunden zur Gesunderhaltung mithilfe digitaler Anwendungen betont.[4]

Zu den bereits ohnehin zahlreichen Bezeichnungen kam vor einigen Jahren mit dem Begriff „HealthTechs“ ein weiterer hinzu. Die Begriffsverständnisse gehen hierzu noch weit auseinander.[5] Aufgrund der Breite des Begriffes lassen sich HealthTechs und Digital Health nur schwer unterscheiden. Im Allgemeinen umfassen HealthTechs die Überschneidung von Medizin und Technologie, HealthTechs gehen jedoch über „Digital Health“ hinaus. Während Digital Health sich auf digitale Anwendungen rund umEndnutzer:innen beschränkt, stellen HealthTechs einen Überbegriff dar, der sowohl jede Technologie als auch jede Anwendung innerhalb der medizinischen Versorgung und des Gesundheitssystems umfassen kann.[6]

Digitale Gesundheitsanwendungen – Einstieg in eine neue Produktwelt

Widmen wir uns nun den aktuellen Trends in der Praxis. Hier geht es vor allem um die konsumentenorientierten „Digital Health“-Anwendungen. Neben den Anwendungen rund um die elektronische Gesundheitskarte und elektronische Patientenakte (ePA)[7], nennt das Bundesgesundheitsministerium die sogenannten Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) als zentralen Bestandteil von Digital Health.[8] Dabei handelt es sich um eine Softwareanwendung – zumeist eine App, die auf digitaler Technologie beruht und einen medizinischen Effekt auf die Gesundheit der Anwender herbeiführt. Um die Erstattungsfähigkeit durch die Kostenträger zu gewährleisten, muss eine App als Medizinprodukt gemäß der CE-Kennzeichnung[9] in das Register der zugelassenen DiGAs aufgenommen werden. Infolge dieses Nachweises kann eine Anwendung im Rahmen der 2020 in Kraft getretenen DiGA-Verordnung von Ärzt:innen als „App auf Rezept“ verschrieben werden.

Die regulatorischen Anforderungen sind zum Schutz der Gesundheit sowie der persönlichen Daten der Patient:innen äußerst eng, sodass sich bisher nur ein Bruchteil der Digital Health Apps in Deutschland DiGA nennen können. Die Menge an nützlichen Gesundheitsapps geht also weit über das DiGA-Register hinaus. Auch die nicht zertifizierten Apps können von Patient:innen verschreibungsfrei und selbstständig genutzt werden. In Zukunft ist davon auszugehen, dass immer mehr Apps, beispielsweise rund um mentale Gesundheit oder physiotherapeutische Anwendungen, als offizielle Medizinprodukte anerkannt werden.

Versicherern ist zu empfehlen, auf dem Markt daher ständig nach neuen und vielversprechenden Anwendungen Ausschau zu halten. Durch die Finanzierung dieser können gegenüber konkurrierenden Wettbewerbern erhebliche Mehrwerte und einzigartige Angebote für Versicherungsnehmer geschaffen werden.

Neue Liebe rostet nicht

Im Gegensatz zu der Romanze mit der oder dem schüchternen Luca, die euch die ersten Schmetterlinge im Bauch schenkte, sind digitale Gesundheitsanwendungen gekommen, um zu bleiben. Welche Trends zukünftig den Markt beherrschen, lässt sich nur annäherungsweise prognostizieren.

Quellen zum Beitrag:

[1] Roland Berger. (2020). Future of Health – Der Aufstieg der Gesundheitsplattformen. https://www.rolandberger.com/de/Insights/Publications/Future-of-Health-Der-Aufstieg-der-Gesundheitsplattformen.html

[2] https://www.svb.com/trends-insights/reports/healthcare-investments-and-exits

[3] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/e-health.html

[4] Meister et al. (2017). Digital Health, Mobile Health und Co.- Wertschöpfung durch Digitalisierung und Datenverarbeitung. In: In Mario A. Pfannstiel, Patrick Da-Cruz, & Harald Mehlich (Hrsg.), Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen I. Springer Gabler.

[5] zur Übersicht verschiedener Begriffsverständnisse siehe: https://www.linkedin.com/pulse/what-healthtech-jorge-juan-fern%C3%A1ndez-garc%C3%ADa/?trk=public_profile_article_view

[6] https://www.healthtechbase.org/overview/

[7] zum Artikel ePA siehe: https://www.versicherungsforen.net/vertrieb-kunde/epa-fort-oder-rueckschritt-fuer-das-gesundheitswesen

[8] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/e/e-health.html

[9] https://www.twobirds.com/de/in-focus/digitale-gesundheitsanwendungen-DiGA

Autor:innen

Pascale Ullmann ist Head of Digital Solutions beim New Players Network

Max Krause ist Community Architect beim New Players Network.

Wenn ihr mehr über HealthTechs erfahren wollt, schaut euch: hier die neue Blogreihe der Versicherungsforen Leipzig an.

Gewinnen, um noch besser zu werden: Die Sieger des Sustainable Rockstar Awards im Interview

Bei der Sustainable Insurance Conference haben wir erstmals einen Sustainable Rockstar gekürt. Durchgesetzt hat sich bei dieser Premiere die MAS green ideas UG – mit ihrem zukunftsweisendem Produkt „SustaAInable with AI“. Im Interview mit unserer Kollegin Elisa Strey sprechen Raphael Meyer-Alten und Lukas Nolte über ihr Produkt und ihre Pläne und Ziele für die Zukunft.

FemTech – mehr als nur ein Modebegriff?

Auch in diesem Jahr setzt der internationale Frauentag ein Zeichen für die Bedeutung von Frauen auf dem gesamten Planeten. Und für die weiterhin bestehende Notwendigkeit von Bemühungen für eine vollständige Gleichberechtigung. Unter dem Motto #breakthebias wird für eine Welt frei von Vorurteilen und Diskriminierung geworben, von denen insbesondere Frauen betroffen sind. So werden Frauen weiterhin nicht nur sozioökonomisch benachteiligt, wie der Gender Pay Gap zeigt. Durch die starke Orientierung medizinischer Forschung am stereotypisierten männlichen Körper, erfahren Frauen auch im Bereich der körperlichen Gesundheit Nachteile. Passend zum internationalen Frauentag geben wir daher einen Einblick über sogenannte FemTechs, die sich dem Thema weiblicher Gesundheit widmen. Wir erklären, was unter FemTechs zu verstehen ist, welche Debatte sie auslösen und wie sie nicht nur den Gesundheitsmarkt revolutionieren können.

Was ist ein FemTech?

Der Begriff Female Health Technology (FemTechs) wurde erstmals 2016 bekannt, als ihn die Gründerin Ida Tin im Kontext ihrer Perioden Tracking App „Clue“ prägte. Als ihr klar wurde, dass männliche Investoren Schwierigkeiten damit hatten, über Produkte speziell für den Frauenkörper zu diskutieren, versuchte sie, mit der Einführung eines neutralen Wortes Raum mehr Verständnis  zu schaffen. Als Unterkategorie der HealthTechs – heben FemTechs die Gesundheitsbedürfnisse der Frauen durch technologische Lösungen hervor. Zu den Gesundheitsprodukten zählen eine Reihe frauenspezifischer Themen, etwa Menstruation, Schwangerschaft, Menopause und die sexuelle Gesundheit. Aber auch Themen, die die mentale Gesundheit betreffen oder Krankheiten, von denen Frauen überproportional betroffen sind, spielen eine wichtige Rolle. Durch einen Wandel des Diskurses wurden in den letzten Jahren Themen zu sozialer Gleichberechtigung von Frauen prominenter, wie an der Einführung verbindlicher Frauenquoten für DAX-Unternehmen ablesbar ist. Aber auch die besonderen gesundheitlichen Herausforderungen von Frauen geraten zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit. Inzwischen gibt es weltweit über 200 FemTech-Start-ups und mehr als 3000 FemTech-Apps.[1]

Darüber hinaus stehen FemTechs nicht nur für digitale und analoge Anwendungen. Vielmehr möchten sie ein Female Empowerment bewirken, indem sie sich bewusst mit dem weiblichen Körper auseinandersetzen. Durch Sensibilisierungskampagnen, beispielsweise zu Endometriose oder zur gemeinhin tabuisierten Menstruation, werden diese Themen normalisiert und damit von ihrer schambehafteten Aufladung befreit. Diese neugewonnene Offenheit soll weibliche Nutzer:innen darin bestärken ihre eigene Gesundheit proaktiv zu schützen.

Die FemTech-Debatte

Als der Begriff Ende 2016 langsam die Runde machte, löste er eine Debatte aus. Immer wieder kam die Frage auf, warum diese Angebote als rein weibliche Probleme bezeichnet werden. Einige Gründer:innen fühlten sich unwohl und befürchteten, dass ihre Innovationen als Diversity-Phänomene oder Randlösungen degradiert werden. Stattdessen wollten Gründer:innen eher, dass ihre Angebote als Biotech oder HealthTech bezeichnet werden. So führe die Betonung der weiblichen Nutzerschaft der Lösung („Fem“) zu einer stillen Akzeptanz des sozialen Fokus auf Männer und deren Besonderheiten. Während männliche Gesundheit normalisiert und im Rahmen von allgemeinen Health Techs behandelt wird, werden Gesundheitsanwendungen für die weibliche Hälfte der Bevölkerung durch den Zusatz „Fem“ als andersartig und marginal gekennzeichnet. Oder habt ihr schon mal etwas von MaleTechs gehört?

Ein wohl treffendes Beispiel ist die „Pink Tax“. Dabei handelt es sich um den Mehrpreis für Produkte, die speziell auf ein bestimmtes Geschlecht ausgerichtet sind. Traditionell handelt es sich hier um Produkte, die für Frauen hergestellt wurden und eine Preiserhöhung implizieren. Marketing, welches das Gegenteil bewirkt! Eine Studie der Havard Business School (2019) fand heraus, dass Frauen genderspezifische Produkte eher abschreckend statt anziehend finden.[2] Besteht diese Abneigung nun auch gegenüber dem Begriff FemTech?

Im Gegenteil – mit einem übergeordneten Begriff bekommt die Gesundheit von Frauen die notwendige Aufmerksamkeit. Es impliziert aber nicht, andere Individuen im Geschlechterspektrum abzulehnen, sondern soll deutlich machen, dass der Gesundheit von Frauen eine Bedeutung beigemessen werden muss, die andere Branchen in der Vergangenheit kaum eingeräumt haben.

Investitionen, die sich lohnen

Bis heute ist auf FemTech-Finanzierungsrunden eine gewisse Zurückhaltung von Geldgebern wahrzunehmen.  Nicht selten werden FemTechs von Frauen gegründet. Investoren dagegen sind allermeist Männer. Doch gibt es auch FemTechs, die Erfolgsgeschichten zeigen, nach denen sich die Branche sehnt. Hier einige Beispiele:

  • Clue App – hat 2021 die FDA Zulassung erhalten und erreichte ein VC von 1 Mrd. Dollar
  • Elvie – konnte in ihrer Series-C-Finanzierungsrunde Investitionen von 97 Mio. Dollar verzeichnen
  • Ava – hat 2018 eine 30 Mio. Dollar schwere Finanzierung erhalten

Doch das Wachstum des Marktes ist nicht auf diese Beispiele beschränkt. Nicht nur nutzen Frauen häufiger digitale Tools zur Bewahrung ihrer Gesundheit. Sie verfügen dabei auch über eine höhere Zahlungsbereitschaft als Männer.[3]

Besonders in Entwicklungsländern und durch die wachsende Prävalenz chronischer und infektiöser Krankheiten bietet die FemTech-Branche ein hohes Potential für Investoren. Trotzdem fließen nur vier Prozent der weltweiten Forschungsausgaben in die Gesundheit von Frauen. Dies zeigt sich auch in den Investitionen der letzten Jahre: 2019 lag das Finanzierungsvolumen für FemTech-Start-ups bei über 590 Mio US-Dollar.[4] 2021 konnte dagegen zum ersten Mal die 1,2 Milliarden US-Dollar Marke überschritten werden. Schätzungsweise werden FemTechs bis 2027 eine 60 Milliarden Dollar Industrie sein.[5] Laut BCG Digital Ventures (BCGDV), eine Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group (BCG), wird sich bereits 2022 als das Jahr der FemTechs hervortun.[6]

An Tagen wie diesen

Sicher erhalten genderspezifische Fragen am heutigen internationalen Frauentag eine besondere Aufmerksamkeit. Doch es steht außer Frage, dass die Debatten zur Gleichberechtigung von Frauen verdienen, zum alltäglichen Gesprächsthema zu werden. Auch wenn hinsichtlich der Benachteiligungen in Einkommen und Gesundheit von Frauen noch ein weiter Weg gegangen werden muss, ist spürbar, dass das öffentliche Interesse hieran längst nicht mehr auf Tage wie diese begrenzt ist. Der sich ständig vollziehende kulturelle Wandel wird auch die Branche der FemTechs in ihrem Wachstum unterstützen.

[1] https://projektzukunft.berlin.de/news/news-detail/deep-dive-18-femtech-in-berlin

[2] https://hbswk.hbs.edu/item/chick-beer-for-women-why-gender-marketing-repels-more-than-sells

[3] https://www.atlas-digitale-gesundheitswirtschaft.de/femtech-genderspezifische-versorgung-mit-grossem-marktpotenzial/

[4] https://www.brainwave-hub.de/post/brainwave-femtech-special

[5] https://www.digitaljournal.com/pr/femtech-market-growth-global-survey-analysis-share-company-profiles-and-forecast-by-2027#ixzz7MIQyMz8U

[6] https://www.healthcareitnews.com/news/emea/care-anywhere-new-normal-according-industry-report

Autor:innen

Pascale Ullmann ist Head of Digital Solutions beim New Players Network

Max Krause ist Community Architect beim New Players Network.

Wenn ihr mehr über HealthTechs erfahren wollt, schaut euch hier die neue Blogreihe der Versicherungsforen Leipzig an.

Foto: Lindsey LaMont // Unsplash

Auf der Suche nach Kundennähe – Insurtech Insights mit Sophia

Sophia ist ein InsurTech aus Graz, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Versicherungsbranche aufzumischen. Ihre Versicherungs-App “Sophia” ist eine persönliche Versicherungs­maklerin, die getreu dem Motto “Sophia kümmert sich um deine Versicherungssituation, damit du es nicht musst.” arbeitet. Mit Sophia können die Kund*innen ihre Versicherungssituation managen lassen und sind immer passend zu ihrer aktuellen Lebenssituation versichert. Sophia funktioniert ganz ohne Maklervollmacht, einfach kostenlos registrieren und loslegen – no strings attached. In unseren Insurtech Insights teilen sie ihre Perspektive auf Kundenzentrierung mit uns.

Die Geburt von Sophia

Karl Haas und Sebastian Peischl waren Arbeitskollegen und begannen sich darüber auszutauschen, wie unzufrieden sie mit dem Status quo der Versicherungsbranche sind. Im Rahmen dieser Gespräche lernten sie auch Petra Fröschl-Zückert kennen. Sie ist seit über 20 Jahren Versicherungsmaklerin und konnte ihren Ärger nur zu gut verstehen: Undurchsichtige Verträge, sperrige Abwicklungen, die Jagd nach Provisionen, einheitliche Angebote für individuelle Bedürfnisse, schlechte Digitalisierung, orts- und zeitgebundene Beratung usw. Die Versicherungsbranche war noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen, obwohl Kund*innen sich nach einer bedürfniszentrierten Lösung sehnen, wie sie es zum Beispiel von Amazon kennen. Schlussendlich stellten wir uns die Frage:

“Was würde die perfekte Versicherungsmaklerin leisten, wenn sie nur mich als Kund*in zu betreuen hätte?”

Die Antworten bildeten das Fundament und zusammen gründeten Petra, Karl und Sebastian das InsurTech Sophia.

Kund*innen: The center of the Sophia universe

Aus privaten Erfahrungen wissen wir, dass bei manchen Versicherern Kund*innen nicht gerade im Zentrum der unternehmerischen Tätigkeit stehen. Österreichischer Versicherer-Bürokratismus par excellence gepaart mit Corona, Home-Office und virtuellen Meetings ist keine gute Mischung für eine kundenzentrierte Ausrichtung. Man wartet teilweise wochenlang auf Informationen, Verträge oder Auskünfte. Bei telefonischen Anfragen lernt man die Ansage rückwärts auswendig. Policen und andere Schreiben der Versicherer lesen sich oft wie Dissertationen von Jurist*innen. Kurzum: der Branche ist die Kundennähe völlig abhanden gekommen.

Hier setzen wir an und stecken all unsere Energie in das Aufbrechen dieses Systems. Sophia ermöglicht den Kund*innen einen modernen, freundlichen und direkten Zugang zum Thema Versicherung. Die Interaktion erfolgt über unsere innovative Sophia App und der Bürokratismus wird für unsere Kund*innen abgefangen und übersetzt. Die Beratung ist objektiv und unvoreingenommen – jeder wird gleich behandelt. Unsere Empfehlungen basieren auf Algorithmen, die anhand von Fakten entscheiden. Kund*innen können frei bestimmen, welche Daten sie wann mit uns teilen. Wir erfassen Daten nur auf einer Need-to-know-Basis. Auch Kund*innen-Feedback ist ein elementarer Bestandteil der Weiterentwicklung von Sophia – es wird so schnell es geht eingearbeitet.

Wir binden unsere Kund*innen durch Zufriedenheit und gewinnen sie durch Empfehlungen.

Wenn’s mal kracht?

Im Schadensfall hilft unser Kund*innen-Support bei der Abwicklung und bei der Durchsetzung der Ansprüche gegenüber Versicherern. Wir sind über viele Kanäle erreichbar: sei es WhatsApp, Signal, E-Mail oder auch telefonisch. Unsere Kund*innen können den Kommunikationsweg frei wählen. Zusätzlich zu einer freundlichen und schnellen Antwort, gehört bei uns auch das “Du” zum guten Ton.

Maklervollmacht? Nein danke

Kund*innen sollen frei entscheiden können, ob wir die Betreuung ihrer Verträge übernehmen sollen. Wir halten nichts von einem Onboarding-Prozess, der das Unterschreiben einer vollumfänglichen Maklervollmacht voraussetzt. Wir übernehmen nicht automatisch alle bestehenden Versicherungsverträge, nur weil man die Sophia App ausprobieren möchte. Der bestehende Makler bleibt den Kund*innen erhalten, außer es ist ein Wechsel erwünscht – dann gerne her damit.

Ohne eine ausdrückliche Zustimmung können wir auch keine Verträge kündigen, abschließen, ändern oder übernehmen. Das wollen wir auch nicht. Das letzte Wort haben immer unsere Kund*innen. Sie entscheiden, was passiert. Wir liefern ihnen zur ihrer derzeitigen Versicherungssituation die passenden Empfehlungen.

Versicherungen sind ein Mittel zum Zweck

Wir verfolgen den Ansatz, dass nicht die Versicherungen im Mittelpunkt stehen, sondern unsere Kund*innen und deren Lieblinge (Partner*in, Kinder, Haustiere, Kfz, Wohnung etc.). Diese sind unterschiedlichen Risiken ausgesetzt, vor denen man sich, je nach individueller Lebenssituation, schützen sollte. Versicherungen sind eine Notwendigkeit, um sich gegen finanzielle Folgen abzusichern – ein Mittel zum Zweck. Wir zeigen unseren Kund*innen wie sie sich selbst und ihr nahes Umfeld schützen können und welche Versicherung die passende Absicherung liefert. Pushy-Sales ist bei uns fehl am Platz.

Informativ, aber unterhaltsam

Wir möchten den Umgang mit Versicherungen angenehmer, einfacher und vielleicht auch unterhaltsamer gestalten. Seien es kleine Easter-Eggs, die man in der App findet oder ein Marketing, das informativ und unterhaltsam ist.

Versicherungen sind zwar ein ernstes Thema, da es um die Sicherheit und im worst-case um die finanzielle Existenz geht. Das setzt eine seriöse sachliche Beratung voraus. Trotzdem setzen wir auf eine lockere und an den richtigen Stellen auch humorvolle Aufbereitung – wir möchten unsere Kund*innen auch mal zum Schmunzeln bringen.

Mit Sophia verfolgen wir nicht das Ziel, dass Endkund*innen ihre Versicherungen “lieben” lernen – aber vielleicht lieben sie Sophia. Für die breite Masse ist und wird dieses Thema immer unsexy bleiben. Sophia nimmt diesen wichtigen Bereich in ihre Hände und somit bleibt mehr Zeit für die lustigen Sachen im Leben.

Lust auf mehr InsurTech-Insights? Dann schaut doch mal, was die Gründerin von Segurio über neue Wege und Frauen in InsurTechs zu sagen hat. Wollt auch ihr euer Start-up vorstellen und ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern? Dann meldet euch gerne bei uns, wir freuen uns über weitere Artikel für unsere Blogreihe!