Die Aufsteiger der Start-up-Welt: Ein Einblick in die Bewertungen der internationalen Unicorn-Unternehmen

Jeder, der ein Kind hat, wird einmal mit dem Satz „schau mal ein Einhorn“ konfrontiert und weiß, dass hier die Fantasie am Werke ist. In der Start-up-Szene lässt er jedoch aufhören, denn gemeint ist nicht das behornte Pferd aus Liedern und Märchen, sondern junge Unternehmen, die am Kapitalmarkt mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Durch die Bewertung in Dollar können internationale Geldgeber leichter Zugang finden und der internationale Vergleich wird vereinfacht. Das Ranking der Länder mit den meisten Unicorns führen die USA, China, Indien und Großbritannien an. Weit abgeschlagen dagegen ist Deutschland.

Typ:
Blogartikel
Rubrik:
New Players Network
Themen:
InsurTech Entrepreneurship New Players Unicorn Finance/Investment
Die Aufsteiger der Start-up-Welt: Ein Einblick in die Bewertungen der internationalen Unicorn-Unternehmen

Funding-Höhe in Millionen USD der zehn größten deutschen Start-ups. Grünmarkiert sind Digitalversicherer. (Stand August 2023)

Immerhin, in Deutschland haben wir ein Versicherungs-Unicorn

Ein Blick auf die zehn größten deutschen Versicherungs-Start-ups und deren Fundings zeigt, dass der Markt hierzulande lediglich ein Unicorn hervorgebracht hat, dass in den TOP-10 der internationalen Fundings aufgeführt wird: die Wefox Group, die das Volumen der neun nächstgrößten deutschen Start-ups übersteigt. Auffällig ist die große Präsenz von reinen Digitalversicherern, die in der Grafik oben grün markiert sind. Erweitert man die Betrachtung, fällt auf, dass sich grade hier die etablierten Versicherer am deutschen Markt direkt oder über Venture-Capital-Fonds beteiligen und sich ein kooperatives Marktumfeld ergeben hat.

Die zehn größten Versicherungs-Start-ups und deren Investoren (fettmarkiert sind Versicherer, grünmarkiert sind Digitalversicherer)

Versicherungs-Unicorns international

Wie klein der deutsche Markt hochbewerteter InsureTechs ist, wird deutlich, wenn der Weltmarkt bzw. das Ranking der größten Start-ups mit Versicherungsbezug weltweit betrachtet wird. Unter den zehn größten sind sieben aus den USA und jeweils eins aus China, Indien und Deutschland. Auch der Blick auf die Fundings ist vielsagend. Liegt die durchschnittliche Fundinghöhe der TOP-10 in Deutschland bei 236 Millionen US-Dollar, ist sie mit 1.237 Millionen US-Dollar in den globalen TOP-10 mehr als fünfmal höher. Die deutschen TOP-10 kommen auf einen kumulierten Marktwert von 2.360 Millionen US-Dollar, die globalen TOP-10 auf 12.372 Millionen US-Dollar. Diese Zahlen legen nahe, dass die allgemeine Aussage, die Kapitalmarktkultur in Deutschland sei extrem zurückhaltend oder schwach ausgeprägt, stimmt.

Die zehn größten Versicherungs-Start-ups global und deren Investoren (grünmarkiert sind Digitalversicherer)

Worauf ist aber die große Überzahl von US-amerikanischen Digitalversicherern zurückzuführen, die das Ranking anführen? Einerseits die sehr stark ausgeprägte Aktien- und Investmentkultur der USA, die historisch bedingt. Andererseits durch die Anwesenheit des wichtigsten globalen Finanzmarktplatzes in New York. Hinzu kommen finanziell potente Weltkonzerne wie Alphabet, die unter anderem massiv in Gesundheits- und Medizinforschung investieren. Ein weiterer Grund, der zumindest aus europäischer Sicht nicht ganz so eindeutig erscheint, ist das US-amerikanische Gesundheitssystem. Dieses ist bereits im Kern anders aufgebaut als in vielen europäischen Ländern, deren Gesundheitssysteme häufig enorm leistungsfähig sind und komplex aufgebaut sind. In den letzten zwei Jahrzehnten ist das Thema auch in den USA stärker in den Fokus gerückt und bietet noch große Wachstums- und Disruptionspotenzial. Daher dominieren hier die sogenannten „Full-Stack-Anbieter“, die als digitale Versicherer die ganze Bandbreite der Gesundheitsversicherung abdecken.

Insgesamt macht der globale Markt für versicherungsbezogene Start-ups, die den Unicorn-Status erreicht haben, 2,5 Prozent des gesamten Unicorn-Marktes aus und vereint eine Bewertungssumme von über 60 Milliarden US-Dollar. Zu diesem ausgewählten Kreis gehören inzwischen über 20 Start-ups, von denen immerhin zehn Prozent aus Europa, konkreter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien, kommen.